Christian Walther; Nele Ming: Das meiste Buch der Welt

Besprechung

Wenn Bücher sprechen könnten, würde dieses hier laut schreien: „Hey, Leute, ich bin so was von witzig, macht mit, lacht mit, kritzelt in mich rein!“ Tatsächlich ist „Das meiste Buch der Welt“ ein formal wie inhaltlich außergewöhnliches Taschenbuch, das mit vielen auf jugendlich gebürsteten Grafiken, flotten Sprüchen und pubertären Alltagsthemen auftrumpft. Beispielsweise gibt es kleine Tests für den Leser zum Ankreuzen oder “Mitmachaktionen“ innerhalb des Buches. Dazu gesellen sich humorvolle Sprüche, sinnvolle sowie sinnlose Ranglisten, Umfragen und satirische Seitenhiebe auf Casting-Shows, Kinofilme und Social Networks, die man jedoch nur als kenntnisreicher Insider verstehen kann, Top 13-Ranglisten zu Themen wie Ausreden und Mundgeruch, die Technik hinter der SMS, Telefon-Warteschleifen und Vorschläge für angewandte Anarchie im Alltag, das Dr. Winter-Team, das - ähnlich wie das große Vorbild - Fragen zur Sexualität kompetent beantwortet, Psychotests (“Welcher Umwelt-Typ bist du?”, “Bist Du ein Mädchen?”), Mindmaps zu “Welche Sportart passt zu Dir” sowie „Berufswünsche“ und und und ... Dass dabei ausgelutschte Themen wiederholt an den Lach-Pranger gestellt werden, nervt ebenso wie etliche überflüssige Füllseiten (z. B. Bastelanleitungen für „Luftgitarren“ oder eine Sprühschablone für den Titel), die das Buch unnötig aufblähen und die kreativen und wirklich witzigen Seiten (z. B. Redensdrehen verartet) verblassen lassen. Wer auf flotte Sprüche steht, wen teils zotig-ordinäre Anspielungen nicht stören und wessen Netzhaut ein bunt-grelles Layout aus Formen, Schriftarten und wilden Grafiken aushält, der kann zum Zeitvertreib zu diesem leichten Büchlein greifen. Man kann es aber auch getrost bleiben lassen.