Rafik Schami: Sami und der Wunsch nach Freiheit
Besprechung
Rafik Schamis Roman „Sami und der Wunsch nach Freiheit“ entführt die Leserinnen und Leser in die Altstadt von Damaskus, erzählt von der tief verwurzelten Freundschaft zwischen Sami und Scharif, die in einer ärmlichen Gasse aufwachsen, und von den Anfängen des syrischen Aufstands im Jahr 2011.
Die Rahmenhandlung beginnt mit einem Treffen zwischen Scharif, einem jungen Syrer, der nach Deutschland geflüchtet ist und bei Freunden des Autors Rafik Schami wohnt, dem er Geschichten über seine Kindheit und Jugend in Syrien erzählt. Dieser notiert sie und gibt sie an die Lesenden in typischer Schami-Manier weiter. Der Eindruck des mündlichen Erzählens dominiert den gesamten Roman, dessen Fortgang immer wieder durch kleine Voraus- und Andeutungen geschickt hinausgezögert wird und so die Spannung bis zum Ende aufrechterhält.
Im ersten Teil lernen die Lesenden die Kindheit und frühe Jugend der beiden Protagonisten Scharif und Sami in einem ärmlichen Stadtteil von Damaskus kennen. Sie ist zwar von Armut geprägt, wird aber von einer Vielzahl von liebenswerten, schillernden Personen und zahlreichen unterhaltsamen Anekdoten bevölkert. Dazu gehören zum Beispiel der weise Postbote Elias, der Straßenverkäufer Amin Schahin oder Samis große Liebe Josephine. Zuerst fast unmerklich tröpfeln langsam die Anfänge des Aufstands im Frühjahr 2011 in Scharifs Geschichten. Kleinere Spannungen, die sich zu Entführungen und Verhaftungen mit Folterung steigern, um die Menschen in Syrien verstummen zu lassen. Aus den Schülern Scharif und Sami entwickeln sich junge Männer, die sich durch ihre Affinität zur Informatik und ihren Mut in den Dienst des Aufstandes stellen und mit anderen Aufständigen Menschenleben retten.
Schami gelingt es, die innere Zerrissenheit und die Träume der beiden Freunde Sami und Scharif eindrucksvoll darzustellen. Der Kontrast zwischen Arm und Reich, die Herausforderungen des Erwachsenwerdens und die Sehnsucht nach Selbstbestimmung und Freiheit sind zentrale Themen, die den Lesenden zum Nachdenken anregen. Die bildreiche Sprache des Autors lässt die Emotionen und Gedanken der Charaktere lebendig werden und zieht die Lesenden in Samis Welt, die sowohl von der Schönheit der syrischen Kultur als auch von den dunklen Schatten der politischen Realität geprägt ist.
Didaktische Hinweise
Insgesamt ist „Sami und der Wunsch nach Freiheit“ ein tiefgründiger und bewegender Roman, der sowohl junge als auch erwachsene Leser anspricht. Rafik Schami hat es geschafft, eine Geschichte zu erzählen, die zum Nachdenken anregt und die universellen Themen von Freiheit und Identität auf eindringliche Weise behandelt. Dieses Buch ist eine wertvolle Ergänzung für den Unterricht und bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte für Diskussionen und kreative Projekte.
Pädagogische Empfehlung: Aufgrund der Darstellung von Gewalt und Folter ist das Buch frühestens ab der 8. Klasse als Klassenlektüre zu empfehlen.
Jedes Kapitel kann auch als einzelne Geschichte im Unterricht behandelt werden.
Während des Lesens können zentrale Themen wie Freiheit, Identität und die Herausforderungen des Erwachsenwerdens thematisiert werden. Es bietet sich ein Vergleich des Begriffes „Freiheit“ für die Jugendlichen in Syrien und in Deutschland an. Im Zusammenhang mit Scharif und Sami kann man erarbeiten, wie sich der Begriff „Freiheit“ im Laufe des Romans verändert und welche Hürden sie in ihrem Leben überwinden müssen.
Erstellen von Charakterisierungen für Sami, Scharif und andere wichtige Figuren im Buch: Die Schülerinnen und Schüler sollen deren Eigenschaften, Motivationen und Entwicklungen im Verlauf der Geschichte analysieren und in kommentierten Personenkonstellationen wiedergeben.
Kreatives Schreiben: Verfassen eines Tagebucheintrags aus der Perspektive von Sami, in dem seine Gedanken und Gefühle zu einem bestimmten Ereignis im Buch festhalten werden. Dies fördert das Verständnis für die innere Welt des Protagonisten Sami, da die Geschichte aus der Erinnerung seines Freundes Scharif erzählt wird.
Vergleich mit anderen Werken: Es bietet sich ein Vergleich von „Sami und der Wunsch nach Freiheit“ mit anderen Büchern, zum Thema Freiheit und Identität an. Geeignete Werke sind zum Beispiel „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende oder „Der Junge im gestreiften Pyjama“ von John Boyne.
Fächerübergreifender Unterricht mit dem Fach Geschichte oder Politik und Gesellschaft: Die Schülerinnen und Schüler können Informationen über die syrische Kultur und die politischen Hintergründe sammeln und Wissensplakate oder Podcasts zum Aufstand in Syrien im Frühjahr 2011 erstellen. Anschließend können die Ergebnisse fächerübergreifend vorgestellt und eine Diskussion eröffnet werden.
Für Lehrkräfte gibt es nach einer Anmeldung kostenloses Unterrichtsmaterial beim Beltz-Verlag.

Gattung
- Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher
- Romane
- Hörbuch/Hörspiel
Eignung
sehr gut als Klassenlektüre geeignet und zum VorlesenAltersempfehlung
Jgst. 8 bis 13Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
- Geografie/Erdkunde
- Geschichte
- Interkulturelle Erziehung
- Sozialkunde/Politik und Gesellschaft
FÜZ
- Interkulturelle Bildung
- Kulturelle Bildung
- Soziales Lernen
- Werteerziehung
Erscheinungsjahr
2019ISBN
9783407749642Umfang
326 SeitenMedien
- Buch
- E-Book
- Hörbuch