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Martin Baltscheit, Sandra Brandstätter (Illustr.): Ben und Teo. Zwei sind einer zu viel

Besprechung

Herrliches Buch für Geschwister!

Ben und Teo sind Zwillinge. Es gibt sie nur im Doppelpack, im Wir. Dabei spielt doch der eine besser Klavier und der andere besser Fußball. Das Lob bekommen immer beide, nie wird einer über die Leistung des anderen gehoben. Das führt ständig zu Streit, bei dem sie sich mit Zahnbürsten und Worten aufs Heftigste bombardieren, auch wenn sie das Gesagte dabei nicht immer wörtlich meinen. „Es ist ja nicht so, dass wir meinen, was wir sagen. Superhelden reden auch, wenn sie sich in die Schnauze hauen. Prügeln ist ein Spiel und Spielstopp nur, wenn einer weint. Solange kein Blut fließt, ist alles erlaubt“ (S. 44). Bei einem dieser Streits fällt ein Zwilling in einen Spiegel und damit in ein eigenes Land. Ohne Zwilling. Wow. Eine eigene Welt. Die beiden genießen das Verwöhntwerden und im Mittelpunktstehen eines Einzelkindes anfangs sehr. Als sie dann aber merken, dass sie den anderen doch vermissen und sich wieder in ihr Zwillingsleben stürzen wollen, wird die Spiegelscheibe ausgetauscht. „Mein Bruder saß im Spiegel und ich war verloren.“ (S. 83). Die beiden machen sie sich auf die Suche nach dem alten Spiegelglas und nach einem Weg zueinander. Dabei stellen sie fest:
„Ich sehe meine Schwächen an dir, und weil ich sie an mir nicht leiden kann, beschimpfe ich dich.“
Wir schwiegen. Starke These. Gute Idee. Mein Kopf hämmerte und ich dachte schon, mein Verstand erweitert sich. (…)
Bombenerkenntnis. Bruderliebe groß wie nie.“ (S. 97)
Damit die beiden aber wieder als Zwillinge zusammenkommen können, müssen sie noch eine Aufgabe als Team lösen …

Baltscheit, selbst Vater von Zwillingen, hat wohl genau beobachtet, wie kleine Streits aus dem Nichts entstehen können und kennt zweifelsohne die Nöte von Geschwistern, noch dazu von Zwillingen, die ihre eigene Leistung nicht immer genug honoriert sehen. Darin finden sich wohl viele Geschwister wieder. Getragen wird diese Handlung von einer ausdrucksstarken Sprache mit vielen kurzen, elliptischen Sätzen und Wortneuschöpfungen, die die Gefühlslage der beiden gut widerspiegeln. Die Illustrationen von Sandra Brandstätter unterstützen diese sehr passend. Besonders macht die Geschichte auch, dass sie abwechselnd aus der Ich-Perspektive der beiden Hauptpersonen erzählt wird, sodass auch immer beide Seiten zu Wort kommen. 

Didaktische Hinweise

„Ben und Teo“ eignet sich wirklich gut für den Einsatz im Unterricht. Es kann dabei in Auszügen oder als Klassenlektüre zum Einsatz kommen. Die Geschichte hat mit Ben und Teo zwei Ich-Erzähler. Diese Perspektiven laden dazu ein, fürs Lesen Duos zu bilden, und sich so die Geschichte in ihren kurzen Kapitel als Ben oder Theo gegenseitig vorlesen.
Baltscheit hat für die Darlegung der Gefühle oft Einwortsätze aus sehr bildlichen Neologismen geschaffen oder Wiederholungen benutzt. Viele Stellen eignen sich daher dafür, SchülerInnen selbst in die Rollen von Ben und Teo schlüpfen und weiterformulieren zu lassen oder eigene Ausdrücke für zentrale Stellen zu finden.
Da beide Streithähne zugleich Ich-Erzähler sind, wird man als LeserIn nicht parteiisch und versteht beide Seiten. So kann man leichter das Wachsen der Konflikte im Buch beobachten und die gewonnenen Erkenntnisse letztlich vielleicht auch selbstreflexiv auf eigene Streitigkeiten mit Geschwistern oder Freunden anwenden. Übrigens ist die von Baltscheit für Kinder sehr verständlich formulierte „These der Projektion“ in der Psychologie anerkannt. 

Gattung

  • Erstlesebücher

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet und zum Vorlesen

Altersempfehlung

Jgst. 3 bis 5

Fächer

  • Deutsch

FÜZ

  • Soziales Lernen
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2020

ISBN

9783407755483

Umfang

128 Seiten

Medien

  • Buch