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Klaus Kordon: Und alles neu macht der Mai

Besprechung

Ein historischer Jugendroman über das Ende des Zweiten Weltkriegs aus der Sicht einer Sechzehnjährigen

Der neue Roman des preisgekrönten Autors Klaus Kordon greift wie viele seiner Jugendbücher ein historisches Thema auf. Es geht um den Zusammenbruch der nationalsozialistischen Gesellschaft in den letzten Kriegsmonaten und den Übergang in die Friedenszeit.

Geschildert wird die Zeit von Januar 1945 bis Januar 1946 aus der Sicht der 16-jährigen Rena, die aufschreibt, was sie erlebt, und damit versucht, mit den traumatischen Ereignissen und dem Zusammenbruch ihres Weltbilds fertigzuwerden. Rena, ihre Eltern und ihre jüngeren Brüder Jockel und Kutti sind überzeugte Nationalsozialisten, die ein Haus und ein Grundstück im von der Wehrmacht besetzten Polen beziehen. Fraglos nimmt Rena hin, dass sie offensichtlich ein Haus bewohnen, aus dem die Besitzer vertrieben worden sind, und dass sie von Polen, die ihre ursprünglichen Arbeitsstellen verloren haben, bedient werden müssen. Sie fühlt sich wohl und gehört wie alle Familienmitglieder einer nationalsozialistischen Organisation an. Die heile Welt bekommt Risse, als ihr Vater eingezogen wird und als schließlich die Front so nah ist, dass die Mutter samt ihrer größeren Kindern und dem Baby Jutsch mit dem letzten Zug aus den umkämpften Gebieten fliehen müssen. Die Familie landet auf einem Bauernhof in der Nähe Hamburgs und muss dort in einem kleinen Zimmer leben und bei der harten Feld- und Hausarbeit helfen.

Renas Begeisterung für die NS-Ideologie beginnt aufgrund ihrer Erlebnisse immer stärker zu bröckeln, vor allem als sie Klaas kennenlernt, der dem NS-Regime kritisch gegenübersteht und dessen Vater verhaftet und hingerichtet worden ist, weil er sich gegen die Verbrechen der Nationalsozialisten wandte. Klaas selbst verhindert bei der Ankunft der Engländer, dass sich die NS-Funktionäre durchsetzen und die unzulänglich ausgerüsteten Jugendlichen und die alten Männer in den Tod hetzen. Schließlich verlieben sich Rena und Klaas und werden ein Paar, allerdings werden sie schnell wieder getrennt, da Klaas' Arbeit in Hamburg in einem englischen Camp findet.

In der Zwischenzeit ist Renas Vater gesund aus dem Krieg zurückgekommen, aber die anfängliche Begeisterung legt sich schnell, denn der von Rena so bewunderte Vater ist seinen nationalsozialistischen Überzeugungen treu geblieben und antwortet auf Renas Fragen ausweichend oder lügt offensichtlich. Rena jedoch hat begriffen, dass sie einem verbrecherischen Regime anhing und hat ihre Einstellung grundlegend geändert. Obwohl sie mit ihrer Familie nach Frankfurt gehen und dort in einem Bunker wohnen muss, glaubt sie an eine bessere Zukunft, denn sie möchte später studieren und mit Klaas zusammenleben. Das Leben der Familie jedoch ist in den beengten Verhältnissen zahlreichen Belastungen ausgesetzt, bis die Gegensätze schließlich offen ausbrechen und der älteste Sohn nach einem Streit mit dem Vater verschwindet.

Didaktische Hinweise

Der Roman zeigt eindringlich, wie tief die NS-Ideologie in den Köpfen der Menschen verankert war und welche Mühen es eine junge Frau damals kostete, sich sukzessive von den alten Überzeugungen zu lösen. Die Schülerinnen und Schüler finden in Rena eine Identifikationsfigur, deren innere Wandlung, deren Unsicherheiten und Zweifel sie nachempfinden können. Auch die anrührende Liebesgeschichte zwischen Rena und Klaas bewegt die jungen Leserinnen und Leser sicherlich.

Im Geschichts- und Deutschunterricht kann dieses historische Jugendbuch vielfältig eingesetzt werden, denn es zeigt aus der Innensicht die Gefährlichkeit des nationalsozialistischen Weltbilds, das keine Skrupel zulässt und seine Anhänger fest im Griff hat. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang auch Klaus Kordons Schlusswort, das die geschichtlichen Hintergründe dezidiert und klar erläutert. Es empfiehlt sich, diese letzte Kapitel zuerst zu lesen, damit die Schülerinnen und Schüler Renas Geschichte richtig einordnen können. Auch die Worterklärungen zu den damals gängigen Abkürzungen und Einrichtungen am Ende des Romans sind äußerst nützlich, da sie etwaigen Verständnisschwierigkeiten entgegenwirken.

Auf der Website des Beltz Verlags finden sich Leseprobe sowie Informationen zum Inhalt und zum Autor Klaus Kordon. Ein kostenloses Prüfstück kann beim Verlag nach der Registrierung als Lehrer angefordert werden. Zu mehreren von Klaus Kordons Werken gibt es vom Beltz Verlag kostenloses Begleitmaterial, womöglich wird auch zu diesem Roman in absehbarer Zeit eine Lehrerhandreichung entwickelt.

Gattung

  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet und zum Vorlesen

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 11

Fächer

  • Deutsch
  • Geschichte
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft

FÜZ

  • Politische Bildung
  • Soziales Lernen
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2021

ISBN

9783407756022

Umfang

443 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book