Isaac Blum: Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen
Besprechung
Bei dem Roman mit dem Titel „Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen“ von Isaac Blum handelt es sich um die Geschichte des jüdisch-orthodoxen Hoodie Rosen, der von sich selbst behauptet, nicht nur optisch, sondern überhaupt alle Klischees eines orthodoxen Juden zu erfüllen. Hoodie ist gerade mit seinen Eltern, die streng praktizierende Juden sind, und seinen vielen Schwestern in die amerikanische Kleinstadt Taragon gezogen, wo sich die gesamte orthodoxe Gemeinde niedergelassen hat. Dort geht Hoodie zusammen mit seinen Freunden aus der jüdischen Gemeinde auf eine streng jüdisch-orthodoxe Schule, um den Talmud zu pauken. Gleichzeitig versucht Hoodie. die unzähligen religiösen Regeln, Bräuche und Gepflogenheiten zu befolgen, die er durchaus sehr witzig und mitunter sarkastisch kommentiert. Hoodies scheinbar sorgloses Leben ändert sich jedoch plötzlich an Tu B'Av – einem der etwas merkwürdigeren jüdischen Feiertage, von dem Hoodie selbst nicht so genau weiß, was an diesem Tag gefeiert wird. Genau an diesem Tag schaut Hoodie während des Tora-Unterrichts aus dem Fenster und erblickt ein Mädchen, in das er sich spontan verliebt. Es handelt sich, wie Hoodie wenig später herausfindet, ausgerechnet um Anna-Marie, die Tochter der Bürgermeisterin der Stadt. Das ist insofern brisant, da Anna-Marie kein Mitglied der jüdischen Gemeinde ist und Hoodie somit keinen Kontakt mit ihr haben darf. Insgesamt ist die Stimmung in Taragon gegenüber der neuen jüdischen Gemeinde sehr angespannt und ausgerechnet Anna-Maries Mutter blockiert den Bau von neuen Wohnungen für die jüdische Gemeinde. Immer wieder kommt es in Taragon zu antisemitischen Anfeindungen und Übergriffen und auf dem jüdischen Friedhof werden Grabsteine geschändet. Anders als viele Bewohner in der Stadt, unterhält sich Anna-Marie gerne mit Hoodie und sie verabreden sich in ihrer Freizeit. Das geht so lange gut, bis Hoodies Eltern und seine Freunde von ihren Treffen erfahren. Als strenggläubiger Jude darf Hoodie keine Gefühle für eine Nichtjüdin haben. Gegen den Rat seiner Familie trifft sich Hoodie jedoch weiterhin mit Anna-Marie und wird schließlich von der Gemeinde für sein Verhalten hart abgestraft. Er wird nicht nur von seinen Freunden, die ihn sogar bespucken, geschnitten und ausgegrenzt, sondern er darf auch nicht mehr im Tora-Unterricht teilnehmen. Stattdessen muss er abgeschieden von allen anderen religiösen Studien betreiben, um wieder auf den rechten Weg zu finden. Selbst Hoodies Familie geht ihm zu Hause aus dem Weg. Erst als es zu einem folgenschweren antisemitischen Anschlag in einem jüdischen Supermarkt kommt, bei dem Hoodie Anna-Marie das Leben rettet und dabei selbst schwer verletzt wird, findet er langsam wieder Zugang in die jüdische Gemeinde – aber nicht ohne die Erkenntnis: Es gibt im Judentum für alles ein Gesetz, aber es gibt immer auch die sitra achra – die andere Seite.
Didaktische Hinweise
Der Roman eignet sich sehr gut als Klassenlektüre. Er eröffnet den Leser/-innen nicht nur einen Einblick in eine neue, mitunter sehr fremde und komplexe Welt des orthodoxen Judentums, sondern es handelt sich bei „Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen“ auch um einen Coming-of-Age Roman, in dem Hoodie seine eigene Identität finden muss. Dabei geht es für Hoodie nicht nur um die grundsätzliche Frage, in welchem Verhältnis für ihn die weltliche und religiöse Welt stehen, sondern auch darum, welchen Preis er zu zahlen bereit ist, seine Vorstellung von Freiheit innerhalb eines strengen religiösen Verhaltenskodex zu leben. Das, was Hoodie im Falle seiner Eltern und der Gemeinde als religiöse Engstirnigkeit vorkommt, stellt sich im Roman als ein Konflikt zwischen Generationen heraus. Immer wieder treffen extreme Positionen und Situationen aufeinander, die es aufzulösen gilt, die aber nicht unauflösbar sind. Häufig handelt es sich auch um Alltagssituationen, die sich beim Lesen als durchaus komisch erweisen, so z. B. wenn Hoodie versucht, mit seinem alten Klapptelefon mit Anna-Marie Kontakt aufzunehmen und dabei den Formen der modernen Kommunikation ahnungslos gegenübersteht – ein Zustand, der am Ende des Romans Hoodies Schwester Zippy auf ihre ganz eigene Art und Weise löst wird und die, anders als Hoodie, ihren Lebensweg innerhalb der religiösen Welt bereits gefunden hat. Es geht in dem Roman aber auch um Toleranz und Vorurteile bis hin zum Hass gegenüber der orthodoxen Gemeinde, die sich durch ihre Lebensweise und religiösen Praktiken von der Lebenswirklichkeit der Bewohner in Taragon abgrenzt und keinen Kontakt mit Andersgläubigen zulässt.
Leider befindet sich am Ende des Romans kein Glossar, so dass man als Leser/-in sehr unvermittelt in die komplexe Welt von Geboten und Verboten des orthodoxen Judentums geworfen wird, die einen mitunter durchaus so ratlos wie Hoodie zurücklässt. Hier liegt aber auch eine Chance diese Welt zusammen mit den Schüler/-innen zu erarbeiten.
Zu empfehlen sind zum Thema auch:
- Deborah Feldmann: Unorthodox (Rezension auf #lesen.bayern)
- sowie ein Artikel der Bundeszentrale für Politische Bildung.

Gattung
- All Age
- Romane
Eignung
sehr gut als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 8 bis 10Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
- Englisch
- Geschichte
FÜZ
- Alltagskompetenz und Lebensökonomie
- Interkulturelle Bildung
- Politische Bildung
- Soziales Lernen
- Werteerziehung
Erscheinungsjahr
2023ISBN
9783407757210Umfang
224 SeitenMedien
- Buch