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Salah Naoura: Matti und Sami und das größte Stück vom Glück

Besprechung

„Minä olen suomalainen!” („Verdammt, ich bin Finne!”) brüllt der sechsjährige Sami wütend und verzweifelt zugleich, als er gegen seinen Willen im Flugzeug nach Deutschland sitzt. Im dritten Band der Geschichte von Matti und Sami zieht die Familie, die aus dem finnischen Vater Sulo, seiner deutschen Frau und den zwei Kindern Matti und Sami besteht, wieder zurück nach Deutschland. Zuvor hatten sie einen glücklichen und sorgenfreien Sommer in ihrem gewonnenen Haus in Finnland verbracht, gemeinsam mit Papas Bruder Jussi und seiner Frau Marja. Doch im fernen Deutschland ist plötzlich Tante Elke, die Frau von Mamas Bruder Kurt, gestorben. Mama möchte Onkel Kurt beistehen und entscheidet, wie so oft, die Dinge für sich. Während der mittlerweile zwölfjährige Matti und Mama ihr Glück, wieder in der Heimat und im Haus von Onkel Kurt zu wohnen, kaum fassen können, vermissen Sami und sein Papa Finnland und alles, was dazu gehört schmerzlich: das Rentier Tikku, Onkel Jussi, Ringelrobben, Boot fahren, Waldgeister suchen, Holz hauen und die vielen anderen Dinge, die man halt so macht in Finnland. Jeder der beiden verarbeitet sein Heimweh auf seine Weise: Papa Sulo redet fortan noch weniger und arbeitet fast Tag und Nacht an der Entwicklung von Handyspielen und Sami, der sich durch und durch als Finne fühlt, zeigt der Familie jeden Tag aufs Neue, wie unglücklich er in Deutschland ist. Von seinen Klassenkameraden will er nichts wissen und mit seiner Lehrerin, die seine Lage komplett missversteht, spricht er nicht. „Sie müssen zu Hause auch mal Deutsch sprechen, Herr Pekkanen”, lautet ihre Empfehlung an Samis Vater, denn sie hält Samis „Deutschkenntnisse für noch nicht ausreichend”. Für Matti steht ganz schnell fest: um seinem kleinen Bruder beim Heimwehvertreiben helfen zu können, muss er ein Stück finnisches Glück nach Deutschland holen. Mit viel Liebe und Einfallsreichtum, Unterstützung von Onkel Kurt und seinem Freund Turo und mit einer waghalsigen und mutigen Idee gelingt es Matti schließlich, für Sami ein großes „Stück vom Glück” wieder in den Alltag zu holen.

Didaktische Hinweise

Salah Naoura beschreibt teils auf ernste, teils auf humorvolle und ironische Weise den Alltag der deutsch-finnischen Familie Pekkanen nach ihrem Umzug. Der Autor macht dieses auf so geschickte Weise, dass sich jede Leserin und jeder Leser ein Stück weit in der Handlung wiedererkennen kann.

Das Buch mit seinen insgesamt 21 kurzen Kapiteln eignet sich gut als Vorlesebuch für junge Zuhörerinnen und Zuhörer ab der ersten Klasse und zum Selberlesen ab der dritten Jahrgangsstufe. Obwohl das Buch aus der Erzählperspektive des älteren Matti geschrieben ist, finden sich an zahlreichen Stellen des Buches Identifikationspunkte für die Leserinnen und Leser. Durch Themen wie Heimat, Freundschaft und Familie sowie die Bedeutung von individuellem Glück für jeden Einzelnen, aber auch durch die unterschwellig formulierte Sozialkritik in Bezug auf Flüchtlingsthemen ist dieses Buch als Klassenlektüre empfehlenswert. Anknüpfen könnte man im Unterricht an vielen Stellen, zum Beispiel auch bei der besonderen Freundschaft zwischen Matti und Turo und „der kosmischen Kopplung” zwischen beiden Familien, von der Matti überzeugt ist und welche ihm Hilfe in der Alltagsbewältigung gibt. Dadurch erfährt er jeden Tag aufs Neue, dass er mit seinen Problemen nicht allein ist. Beide Kinder müssen sich mit realistischen Alltagsproblemen auseinandersetzten, an die Lehrkräfte im Unterricht ebenfalls anknüpfen könnten. Gerade auch für Klassen mit Flüchtlingskindern ist dieses Buch lesenswert. Mattis Idee vom „Heimwehvertreiben” könnte man in diesem Kontext aufnehmen.

Gattung

  • Romane

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet und zum Vorlesen

Altersempfehlung

Jgst. 3 bis 5

Fächer

  • Deutsch

Erscheinungsjahr

2022

ISBN

9783407758231

Umfang

144 Seiten

Medien

  • Buch