Peter Härtling: Oma
Besprechung
Der im Juli 2017 verstorbene Schriftsteller Peter Härtling schrieb seit 60 Jahren Romane, Erzählungen und Gedichte. Bekannt geworden ist er vor allem mit Büchern für Kinder und Jugendliche, die mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurden. Für den 1975 erschienenen Kinderroman „Oma“ erhielt er 1976 den Deutschen Jugendliteraturpreis. Sein Verlag Beltz & Gelberg verleiht seinerseits seit 1984 einen Preis für Kinder- und Jugendliteratur, der nach Peter Härtling benannt ist. Außerdem tragen etwa 20 Schulen in Deutschland den Namen des Schriftstellers. Am Anfang von „Oma“ steht eine Katastrophe. Kalle verliert mit fünf Jahren seine Eltern. Obwohl die Großmutter bereits 67 Jahre alt ist, nimmt sie den Jungen bei sich auf, was bedeutet, dass er seine gewohnte Umgebung im Rheinland verlassen und nach München ziehen muss. Realistisch und einfühlsam schildert Peter Härtling die Reibungen und Missverständnisse, die sich aus dem Zusammenleben der Generationen ergeben. Das liegt auch an der raffinierten Erzählperspektive, denn neben einem personalen Erzähler, der hauptsächlich Kalle im Blick hat, kommt Oma selbst zu Wort. Da der Roman 1975 geschrieben wurde, spielen für die Großmutter ihre Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg eine große Rolle. Kalle dagegen kann mit ihren Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit nur wenig anfangen und langweilt sich bei den Erzählungen der Großmutter. Kalle und die Großmutter müssen sich langsam aneinander gewöhnen und miteinander auskommen. Das funktioniert nicht immer; manchmal schämt sich Kalle für die Großmutter in Grund und Boden, etwa wenn sie plötzlich in der Schule im Unterricht auftaucht. Manchmal ist Kalle aber auch stolz auf seine Oma, zum Beispiel als sie sich gegen die Bürokratie geschickt zur Wehr setzt. Für die Großmutter ist es anstrengend, den Jungen großzuziehen, aber sie erkennt, dass sie sich durch ihn lebendig und gebraucht fühlt. Als Kalle zehn ist, wird die Großmutter krank und muss sogar in eine Klinik. Kalle ist entsetzt, denn er begreift nun erst richtig, wie wichtig seine Großmutter für ihn ist, und er lernt, allein zurechtzukommen, auch wenn eine junge Mitarbeiterin des Jugendamtes täglich bei ihm vorbeikommt.
Didaktische Hinweise
Zu Peter Härtlings viel gelobten Kinderroman gibt es ganz ausgezeichnete Unterrichtsmaterialien. So findet sich auf der Homepage des Beltz Verlags eine ausführliche Biographie über den Autor und eine umfangreiche, sehr hilfreiche Lehrerhandreichung, die kostenlos heruntergeladen werden kann. Man muss sich lediglich als Lehrkraft registrieren. Konzipiert ist das Material für die Klassenstufen 3 bis 5. Es enthält unter anderem eine Inhaltsangabe, Deutungsperspektiven, Informationen zum Autor und zahlreiche Arbeitsblätter sowie eine komplett ausgearbeitete Unterrichtseinheit, die sich an den Bildungsstandards orientiert. Der Kohl Verlag hat eine kostenpflichtige Unterrichtseinheit mit zahlreichen Kopiervorlagen herausgebracht. Sollte man Deutsch als Fremdsprache unterrichten, so ist ein vom Goethe-Institut in Minsk entworfenes Material hilfreich, das als pdf-Datei kostenlos zur Verfügung steht.
Gattung
- Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher
Eignung
sehr gut als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 3 bis 5Fächer
- DaZ - Deutsch als Zweitsprache
- Deutsch
Erscheinungsjahr
2017 (28. Aufl.)ISBN
9783407781017Umfang
104 SeitenMedien
- Buch