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Marcel Reich-Ranicki: Meine Geschichte der deutschen Literatur

Besprechung

Dass der posthum von Thomas Anz herausgegebene Titel bereits jetzt in zweiter Auflage vorliegt, hängt gewiss mit dem Bekanntheitsgrad des Literarischen Quartetts zusammen, dessen Hauptakteur Marcel Reich-Ranicki bekanntlich war. Es verdankt sich aber auch der Qualität der Texte dieses Großmeisters der Literaturkritik und seiner sehr persönlichen Handschrift sowohl im Urteil als auch hinsichtlich der sprachlichen Darstellung. Selbst da, wo man der Einschätzung nicht folgen möchte, kann man sich der Wortgewalt des Autors nur schwer entziehen. Beim vorliegenden Buch handelt sich nicht um eine Literaturgeschichte im landläufigen Sinn, sondern um eine subjektiv akzentuierte Auswahl, wie bei MRR nicht anders zu erwarten, ohne Anspruch auf Vollständigkeit und gelegentlich heißt es auch: „Irrtum vorbehalten“. Der Schwerpunkt dieser Sammlung von Aufsätzen und Rezensionen liegt eindeutig auf der literarischen Moderne und daher im 20. Jahrhundert und erscheint deshalb betont subjektiv. Dies räumt auch der Herausgeber in seiner Einleitung ein. Als diachronisches Gegengewicht können allerdings die drei vorangestellten Essays von Ranicki „Das Herz – der Joker der Deutschen Dichtung“, „Die verkehrte Krone oder Juden in der deutschen Literatur“ und „Frauen dichten anders“ dienen. Der Fokus der Darstellung auf die Moderne geht gleichwohl deutlich zu Lasten anderer Epochen. Das Mittelalter zum Beispiel ist nur durch die Interpretation eins Gedichts von Walther von der Vogelweide vertreten, die Epoche des Barock ausschließlich durch die Interpretation eines Gedichts von Paul Fleming. Dennoch ist insgesamt die Tendenz dieser „Literaturgeschichte“ zum Glätten und Geltenlassen auch des dem Verfasser suspekt Erscheinenden unverkennbar – symptomatisch etwa im Hölderlin-Kapitel. Das mehrseitige Schriftenverzeichnis im Anhang gibt jedem an „mehr“ Interessierten nicht nur einen umfassenden Einblick in die phänomenale Belesenheit des Autors, sondern offenbart auch die Bandbreite seiner literarischen Interessen und Vorlieben.

Didaktische Hinweise

Von interessierten Schülern der Oberstufe können einzelne Kapitel zur vertieften Kenntnis von Autoren, insbesondere des 19. und 20. Jahrhunderts, in Referaten herangezogen werden. Auch auszugsweise kann man den Band mit Gewinn zur Hand nehmen.

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Literatur, Lesen, Sprache

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch

Erscheinungsjahr

2014

ISBN

9783421046635

Umfang

576 Seiten

Medien

  • Buch