Christa Wolf: Der geteilte Himmel
Besprechung
Rita Seidel hatte vor zwei Jahren in dem jungen Chemiker Manfred Herrfurth ihre erste große Liebe gefunden. Mit ihm verließ sie die Monotonie ihres Heimatdorfes und begann in Halle an der Saale ein Lehramtsstudium. Im Arbeitskollektiv ihres studienbegleitenden Praktikums in einer Waggonfabrik bildete sich ihr gesellschaftliches Bewusstsein, das ein Lebensziel im Aufbau des Sozialismus sieht. Manfred jedoch steht aufgrund seiner negativen Erfahrungen in der Stalin-Ära dieser Gesellschaft kritisch gegenüber. Als seine Erfindung einer verbesserten Spinnmaschine von bürokratischen Wirtschaftsfunktionären (die bezeichnenderweise später in den Westen desertieren) abgelehnt wird, geht er in den Westen. Rita trifft sich wenige Tage vor dem Mauerbau noch einmal mit ihm in Westberlin, fühlt sich ihm gegenüber jedoch fremd und stellt seinem Individualismus ihren Weltveränderungsoptimismus entgegen, den sie nur in der DDR verwirklichen zu können meint. Obwohl die Autorin, die eindeutig auf Seiten der Heldin steht, mit dem Einbezug manch kritischer Einwände des durchaus differenziert angelegten Manfred einige Tabu-Themen aufgreift, interessante Einzelepisoden einfügt (z. B. die Geschichte Rolf Meternagels, der sich auf Kosten seiner Familie und Gesundheit völlig für das Waggonwerk verausgabt hat) und in der DDR kritisiert wurde, dass nicht die Partei als rettende Macht erscheint, ist dies insgesamt ein letztlich auch sprachlich oft etwas rührseliger TendenzRomane.
Didaktische Hinweise
Ganzschriftlektüre, Fragen literarischer Wertung
Gattung
- Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 10 bis 13Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
- Geschichte
Erscheinungsjahr
1973 (1963)ISBN
9783423009152Umfang
240 SeitenMedien
- Buch