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Oskar Maria Graf: Wir sind Gefangene. Ein Bekenntnis aus diesem Jahrzehnt

Besprechung

Graf berichtet als Ich-Erzähler von den Verhältnissen, unter denen er als Sohn eines Bäckermeisters aufwuchs. Nach dem Tod seines Vaters untersteht der kunstsinnige Junge dem strengen, oft unmenschlichen Regiment seines Bruders und musste den verhassten Bäckerberuf erlernen, obwohl er schon früh von dem Gedanken getrieben wurde, Schriftsteller zu werden. Im Vorkriegs-München sucht er Dichterruhm und schlägt sich als Bäcker, Postaushelfer und Plakatausträger durch. Er lebt in schlechten sozialen Umständen und kommt bald mit Anarchistenkreisen um Erich Mühsam und Gustav Landauer in Berührung. Er durchstreift Schwabing, macht Reisen in das Tessin und nach Oberitalien. Anarchistische Thesen vertretend, steht er doch nicht dahinter. Die ersten schriftstellerischen Versuche sind unreif und zeigen keinen Erfolg. Vereinsamung, innere Verhärtung sind die Prozesse, die er nun durchmacht. Der Versuch, berufliche und innere Freiheit zu gewinnen, wird teuer bezahlt durch soziale und seelische „Gefangenschaft“. Dabei entwickelt eine eigenständige Vorstellung von Pazifismus und Sozialismus, die ihre Bewährung zu Beginn des Weltkrieges besteht, als Graf sich der Wehrpflicht durch simuliertes Irreseins entzieht. Nach dem Krieg befindet sich Graf wieder in sozialen Missständen. Innere und äußere Gefangenschaft vermag er am Ende der Biographie zu durchbrechen, nachdem er aus der Revolution in Bayern lebend entkommt. Angesichts eines Arbeiterbataillons, das der „Gegenrevolution“ zum Opfer gefallen ist, entwickelt der Ich-Erzähler Solidaritätsgefühl und Glauben an die Zukunft. Die Autobiographie ist nicht nur ein genau beobachtendes Dokument des Zeitgeschehens, sondern auch ein schonungsloses Psychogramm des Erzählers, das auch von seiner expressiven Sprachkraft lebt.

Didaktische Hinweise

Behandlung im Deutsch-Unterricht:- Kennzeichen des modernen Erzählens; Kennzeichen der Autobiographie; Literatur der Weimarer Republik; historische Hintergründe- Themen und Motivgestaltung der neuen Sachlichkeit: Figurengestaltung, Sprachverhalten; Umgang mit Recht und Moral; expressionistische Einflüsse; Realismus, Künstlerthematik; Geschichte 1913-1919; Revolution in Bayern; Sozialismus, Anarchismu

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Biografien, Autobiografien, Porträts

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 12 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Geschichte
  • Zusätzliche Fächer (Fachunterricht)

Erscheinungsjahr

1981 (1927)

ISBN

9783423016124

Umfang

544 Seiten

Medien

  • Buch