Christa Wolf: Kassandra
Besprechung
Da sich Kassandra Apolls Liebe verweigerte, sollte niemand ihren Prophezeiungen Glauben schenken – vergebens warnte sie daher die Trojer vor den Griechen und wird nach dem Untergang ihrer Heimatstadt von Agamemnon als Beute nach Griechenland gebracht. Hier setzt die Erzählung ein: Kassandra, die von ihrem nahen Tod und der Ermordung Agamemnons durch dessen Frau und ihren Liebhaber weiß, blickt in einem komplizierten inneren Monolog reflektierend auf ihr ganzes Leben zurück. Auf ihre verlorenen Hoffnungen, ihre Liebe zu Äneas und einen von brutalen Männern geführten, völlig sinnlosen Krieg – selbst Helena hatte nach dieser Erzählversion nicht nach Troja gebracht werden können. Als Außenseiterin hatte Kassandra als junge Priesterin vergeblich versucht, sich eine autonome Lebensform zu bewahren. Ansätze einer wahrhaft freien Existenz findet sie nur in den kurzen Begegnungen mit dem Geliebten, Aineas, bzw. im nichtstaatlichen Bereich.
Resigniert muss sie feststellen, dass mit dem Kriegsverlauf die ursprünglich in Ansätzen noch freiere, weil matriarchalischere Gesellschaft in Troja - derjenigen der griechischen Feinde immer ähnlicher wurde. Die komplizierte Erzählung könnte als Parabel auf eine von Wettrüsten und atomarer Bedrohung gezeichnete Welt der Achtzigerjahreahre gesehen werden; daneben versucht die Autorin offenbar das Emanzipationsthema aufzugreifen.
Didaktische Hinweise
Sprache und Erzählweise (moderne Romanstruktur mit Rückblenden und Montagetechnik). Aufsatzunterricht: Textanalyse, literarische Erörterung
Gattung
- Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 12 bis 13Fächer
- Deutsch
- Geschichte
- Latein
- Zusätzliche Fächer (Fachunterricht)
Erscheinungsjahr
1993 (1983)ISBN
9783423118709Umfang
158 SeitenMedien
- Buch