Fatma Aydemir: Dschinns

Besprechung

Bei „Dschinns" von Fatma Aydemir handelt es sich um einen bewegenden Familien- und Gesellschaftsroman, in dessen Mittepunkt das Schicksal einer türkischstämmigen Familie steht.
Hüseyin ist zusammen mit seiner Frau Emine in den frühen 1970er als Gastarbeiter der ersten Generation aus der Türkei nach Deutschland gekommen. Seitdem lebt das Paar zusammen mit ihren vier Kindern Ümit, Sevda, Peri und Harkan in Deutschland. Während der 15-jährige Nachzügler Ümit noch bei seinen Eltern wohnt, sind Sevda, Peri und Harkan bereits aus der engen Wohnung in Rheinstadt ausgezogen. Der Roman selbst beginnt tragisch: Hüseyin, der dreißig Jahre in der lokalen Metallfabrik am Schmelzofen malocht hat, erfüllt sich seinen Lebenstraum. Er hat für sich und Emine eine kleine Eigentumswohnung in Istanbul gekauft, einer Stadt, die er eigentlich gar nicht kennt, die ihm aber, als er sich aus seinem Heimatdorf nahe der armenischen Grenze nach Deutschland aufgemacht hat, als Zwischenstation gedient hat. Doch kurz bevor Emine nach Istanbul nachkommen soll, erleidet Hüseyin in der neuen Wohnung einen Herzinfarkt und stirbt eine Woche vor seinem 60. Geburtstag. Hüseyins unerwarteter Tod reißt den Rest der Familie aus ihrem Alltag, alle brechen überstürzt nach Istanbul auf, um den Leichnam, dem islamischem Brauch entsprechend, spätestens nach achtundvierzig Stunden zu beerdigen. Der Schmerz über den Tod des Vaters reißt aber auch alte Wunden auf. Denn eines konnten alle Familienmitglieder bisher immer sehr gut: Schweigen. Hier in der Istanbuler Wohnung des Vaters, lässt sich dieses aber nicht mehr länger aufrechterhalten. Die Dschinns – die bösen, körperlosen Geisterwesen aus dem Koran – melden sich zu Wort.