Keren David: Die letzte Aussage

Besprechung

Ty war bei einer Messerstecherei dabei und hat als einziger Zeuge beobachtet, wie sein bester Kumpel einen anderen Jungen erstochen hat. Seitdem er seine Aussage zu dem Vorfall bei der Polizei gemacht hat, ist Ty in einem Zeugenschutzprogramm. Mitglieder der Gang, zu der auch sein bester Freund gehört, sind seither hinter ihm her. Ständig muss er seine Identität und seinen Wohnort in England wechseln, hat sich aber trotzdem in Claire, eine seiner ehemaligen Mitschülerinnen, verliebt. Als der Freund seiner Mutter eines Tages tot vor ihrer Eingangstür liegt, wird Ty zu seinen Großeltern väterlicherseits gebracht. Weder sie noch seinen leiblichen Vater hat er bisher kennengelernt. Nach und nach erfährt er von ihnen, was mit der Beziehung seiner Eltern geschehen ist, als sie ihn als Teenager bekommen haben. Ty läuft zeitweise davon, trifft sich mit Claire, lernt seinen Vater kennen, freundet sich mit seinem Cousin an, wird in der Wohnung seines Vaters von der Gang angegriffen, verletzt, landet im Krankenhaus und macht schließlich seine entscheidende Aussage vor Gericht. Der englische Originaltitel des spannenden Jugendkrimis, „Almost true“, beschreibt den Kern der Geschichte am besten: Niemand seiner Verwandten hat bisher Ty die ganze Wahrheit über seine Vergangenheit gesagt. Aber das Schlimmste für ihn ist: Er selbst hat die Polizei über die Nacht der Messerstecherei belogen. Einfühlsam beschreibt David das Gefühlschaos Tys, dem Heimatstadt, Freundeskreis und das Gefühl von Sicherheit und familiärer Geborgenheit auf einmal verloren gehen. Anstrengend dabei ist, dass häufig der Leser deutlich schlauer als der Protagonist ist und dass deshalb Tys übertriebene Reaktionen und Fehleinschätzungen oft etwas konstruiert wirken.