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Raquel J. Palacio: Wunder

Besprechung

Der zehnjährige August hat von Geburt an ein deformiertes Gesicht. Er ist oft operiert worden und noch nie zur Schule gegangen. Jetzt soll er in die fünfte Klasse kommen. Er ist es gewöhnt, angestarrt und gemieden zu werden. Er weiß, dass die meisten Menschen nicht gemein sind, sondern verunsichert durch sein Aussehen. Trotz der Unterstützung seiner Familie und der Schulleitung trifft er auf viele verständnislose Mitschüler/-innen und durchleidet häufig Situationen, in denen er ausgegrenzt wird. Doch Humor, Intelligenz und Einfühlungsvermögen helfen ihm dabei, Schwierigkeiten zu überwinden. August ist ein kleines Wunder!

Der Roman ist einfühlsam und berührend geschrieben: August erzählt seine Geschichte selbst: In einfachen und kurzen Sätzen berichtet er von seinem schwierigen Leben, das er am liebsten hinter einer Maske verbergen würde. Er freut sich aber auch über gute Erfahrungen, die er seinem Witz, seiner Klugheit und seiner Großzügigkeit verdankt. August nimmt den Schreck, die Angst oder das Mitleid der anderen an einem Blick, einem falschen Lachen wahr und kontert mit einem trockenen Kommentar. Das Buch „Wunder“ macht Hoffnung.

Der Autorin ist eine Sensibilisierung für diese Thematik gelungen. Sie zeigt ein Kind in einer Ausnahmesituation, die unabänderbar ist, aber auch viele Kräfte freisetzen kann. Gerade in Zeiten der Inklusion bietet es sich an, dieses wunderbare Buch in die Schulbibliothek aufzunehmen (besonders, weil es so fesselnd ist), als Klassenlektüre zu lesen oder Auszüge daraus vorzulesen. Es ist für Leser/-innen ab 10 Jahren bis ins Erwachsenenalter wärmstens zu empfehlen.

Didaktische Hinweise

Raquel J. Palacios Roman ist ein Plädoyer für Toleranz und Mitmenschlichkeit. Der Ich-Erzähler August beschreibt aus seiner Sicht Ausgrenzung und die Angst vor der Abwertung durch Erwachsene und Gleichaltrige. Dadurch können sich die jungen Leserinnen und Leser sehr gut in ihn hineinversetzen, denn sie sehen die Welt mit seinen Augen. Im Unterricht kann man deshalb, ausgehend von Augusts Erlebnissen, gezielt darauf eingehen, wie sich Menschen fühlen, die von anderen verachtet und gemieden werden.

Inzwischen ist im Hanser Verlag ein weiteres Kinderbuch von Palacio erschienen, und zwar „Wunder – Julian, Christopher und Charlotte erzählen“, das die Ereignisse um August aus der Sicht seines Freundes Christopher, aus derjenigen Charlottes, die August an der Schule willkommen heißen soll, und sogar aus Julians Sicht erzählt, des Jungen, der August zunächst verabscheut und mobbt. Auszüge aus diesen Texten können den Unterricht bereichern, indem auch diejenigen zu Wort kommen, die mit Augusts Anderssein lernen umzugehen. Ferner gibt es „Wunder“ als Bilderbuch, auch damit kann man arbeiten und bestimmte Ereignisse visualisieren.

Der Hanser Verlag stellt für die Jahrgangsstufen 6 und 7 ein kostenloses Unterrichtsmodell mit zahlreichen ausgearbeiteten Arbeitsblättern zur Verfügung, das auch die Verfilmung aus dem Jahr 2018 von Stephen Chbosky aufgreift und in die Filmanalyse einführt.

Überdies bietet der Schöningh Verlag in der Reihe „Einfach Deutsch“ ein ausführliches Unterrichtsmodell an, auch im Raabe Verlag ist eine Unterrichtseinheit erschienen und der Bergerdorfer und Höller Verlag hat ein Heft aus der Reihe „:in Deutsch“ Palacios Roman gewidmet. Rechts oben finden Sie unter dem Cover und der Leseprobe außerdem ein Unterrichtsmodell der „Reihe Hanser in der Schule”.

Gattung

  • Romane

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen und zum Vorlesen

Altersempfehlung

Jgst. 5 bis 10

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Zusätzliche Fächer (Fachunterricht)

Erscheinungsjahr

2013

ISBN

9783423625890

Umfang

381 Seiten

Medien

  • Buch