Jason Reynolds, Ibram X. Kendi: Stamped - Rassismus und Antirassismus in Amerika

Besprechung

Jugendbuchausgabe des National-Book-Award-Gewinners „Gebrandmarkt" von Ibram X. Kendi

Die Grundlage für dieses Buch bildet Ibram X Kendis „Geschichte des Rassissmus“ – ein wütendes Buch, das Reynolds nun zu einem Sachbuch wütend erzählter Geschichte für Jugendliche umgearbeitet hat. Der sarkastische Ton ist geblieben, wie Stellen wie diese zeigen:
„All das passiert nämlich auf dem Land der amerikanischen Ureinwohner. Land, das ihnen mit Gewalt genommen wurde, weil es die Europäer, die aus Angst um ihr Leben aus ihrer Heimat geflohen waren, für sich beanspruchten. Das ist ein bisschen so wie das Kind, das jeden Tag in der Schule verprügelt wird und seiner Mutter davon erzählt und dann von ihr an einer neuen Schule angemeldet wird. Und was macht das Kind in der neuen Schule? Tut so, als ob es noch nie Prügel einstecken musste, und wird der schlimmste Raufbold, der alle anderen schikaniert. Und die Ureinwohner hatten genug von diesem tyrannischen, arroganten neuen Kind.“ (S. 42)
Das Buch beschäftigt sich nicht nur mit Beispielen, in denen Menschen Rassissmus erfahren haben, sondern widmet sich auch den ersten Aussagen, in denen die angebliche Unterlegenheit der schwarzen Bevölkerung begründet wird. Eine solche Theorie ist z. B. jene von Aristoteles, „der sich fragte, ob Afrikaner „in dieser Art“ geboren worden seien oder ob sie die Hitze des afrikanischen Kontinents zu unterlegenen Menschen mache.“ (S. 32).
Geschichte wird hier unterhaltsam, subjektiv und oft polemisch erzählt. Dabei werden Aussagen, die z. B. von Rassisten aufgegriffen und kommentiert werden, mit Fußnoten belegt. Die Quellen selber werden im mündlich gehaltenen Erzählstil, den der Fließtext aufweist, kaum erwähnt. Wer aber tiefer ins Thema einsteigen oder nachlesen will, wie die so meinungsgeladene Stelle im Original formuliert ist, kann das mit Hilfe der Fußnoten tun und sich so selber ein Urteil zur Quelle und seiner Interpretation bilden.