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Jenny Valentine; Claire Lefevre (Illustr.): Ich bin Joy

Besprechung

Joy Applebloom ist 10 Jahre alt und liebt das Geräusch vom „Regen auf dem Zeltdach, solange es nicht zu viele Löcher hat”, die Luft auf einem schneebedeckten Berggipfel, indische Reisküchlein aus Reis und Linsen, sie bewegt sich gerne mit Tuk-Tuks fort und ist sich nicht sicher, ob ihr Lieblingstier ein Chamäleon oder doch lieber ein Oktopus ist. Obwohl die Familie Applebloom, das sind Joy, ihre drei Jahre ältere Schwester Claude, ihre Mutter Rina und ihr Vater Dan, eigentlich „nichts Magisches” an sich hat, sind sie dennoch keine ganz normale Familie. Joys in England lebender Großvater nennt sie allesamt „freilaufende Chaoten” die „ziellos in der Welt herumbummeln”; Joy selber zählt sich und ihre Familie eher zu den „Freigeistern”. Ihr bisheriges  glückliches und aufregendes Leben verbrachte Joy mit ihrer Schwester und ihren Eltern in Zelten, Hotels und Wohnwägen, in Lehmhütten, Betonhäusern und Luxusvillen. Wie „Samen im Wind” verschlug es die Familie an die entlegensten Orte der Welt: In Afrika, Mexico, Mumbai und Sansibar fühlte sich Familie Applebloom genauso zuhause wie in New York, an den Niagarafällen, im Grand Canyon oder in Island. Die an allem interessierte und aufgeweckte Joy hat noch nie eine richtige Schule besucht. Alles, was sie bisher gelernt hat, vom Geige- und Ukulelespielen über „dreieinhalb Sprachen sprechen” bis hin zu Vulkanausbrüchen und den Biographien von Einstein, Shakespeare und Co., haben ihre Eltern ihr beigebracht. Doch eines Tages endet Joys spannendes und ungebundenes Leben schlagartig, als ihre Eltern beschließen, zurück in die englische Heimat zu ziehen, um sich um Joys Großvater Thomas zu kümmern. Nach einem Sturz von der Leiter ist er auf Hilfe angewiesen.

Von nun an ist nichts mehr wie es war: Sie leben mit einem mürrischen, regelorientierten Großvater, den sie kaum kennen, in einem verstaubten Reihenhaus in einer kleinbürgerlichen Siedlung. Sie drohen, so befürchtet die große Schwester, plötzlich „schrecklich normale Leute” zu werden. Joy, die die Dinge eigentlich immer voller Neugierde und Vorfreude auf etwas Neues angeht und auch in dunkelsten Momenten immer noch einen Silberstreifen am Horizont entdecken kann, sieht den Umzug zunächst voller Optimismus und Spannung. Die Aussicht, endlich mal in eine richtige Schule gehen zu dürfen, ist für sie der „Zuckerguss auf der Torte”. Doch die Schule und das neue Leben in England entwickeln sich für Joy zur „silberstreifenfreien Zone”. Sie, die eigentlich von Beruf „Problemlöserin” sein könnte, sieht sich plötzlich in einem Haufen eigener Probleme stecken. In der Schule entwickelt sie sich zur Außenseiterin und ihre strenge und regelkonforme Lehrerin Mrs. Hunter hat ihrerseits kein Interesse daran, herauszufinden, weshalb die quirlige, intelligente Joy in der Schule und bei ihren Klassenkameraden nicht ankommen kann. Aber Joy wäre nicht Joy, wenn sie nicht auch hier davon überzeugt wäre, dass sich die Dinge irgendwann zum Guten wenden würden, denn „irgendwo da draußen gibt es Alltagsmagie, die helfen kann.” Die Lage ändert sich grundlegend, als Joy den gleichaltrigen Benny aus ihrer Klasse kennenlernt und erfährt, dass eine jahrhundertalte Eiche auf dem Pausenhof gefällt werden soll. Die beiden Kinder beschließen eine waghalsige Baumrettungsaktion, an deren Ende Joy sogar vom Einfallsreichtum und der Genialität ihres alten Großvaters überrascht wird.

Didaktische Hinweise

Joys Geschichte fesselt die Leserinnen und Leser, da sie erfrischend lustig, aber auch nachdenklich aus Kindersicht geschrieben ist. Obwohl Joys Kindheit natürlich außergewöhnlich ist, bietet die Figur des zehnjährigen Mädchens viel Identifikationspotential. Besonders durch Joys anfängliche Probleme in der Schule wird sie für die Schülerinnen und Schüler zu einer lebensnahen Figur.

Als Klassenlektüre eignet sich die Geschichte von Joy Applebloom sehr gut, da das aus 17 kurzen Kapiteln bestehende Buch zahlreiche Anknüpfungspunkte im Unterricht bietet. Die Inhalte können im Fach Deutsch, aber auch fächerübergreifend im Heimat- und Sachunterricht sowie im Kunstunterricht behandelt werden.

Für den Kompetenzbereich Schreiben gibt Joy im Spiel selbst Ideen. Mögliche Schreibanlässe könnten sein: „Was würdest du mitnehmen, wenn du in einer halben Stunde zum Mond aufbrechen müsstest?” oder Joys „ABC-Spiel”, welches zum Verfassen von Geschichten anregt, die aus Wörtern bestehen, die in alphabetischer Reihenfolge genannt werden müssen (S.63). Dieses Spiel eignet sich auch zur Anwendung in der Klasse im Bereich Sprechen und Zuhören.

Joy kämpft im ersten Band der Reihe erfolgreich um die Erhaltung einer mehr als tausend Jahre alten Eiche. Sie trägt damit maßgeblich zum Natur- und Umweltschutz bei und wirkt auf junge Lesende vorbildhaft.

Querverbindungen zum Heimat- und Sachunterricht (Lernbereiche Natur und Umwelt sowie Zeit und Wandel) bieten sich ebenso an. Da sind zum einen die vielen Orte, an denen Joy bisher gelebt hat und die in Form von Ländersteckbriefen von Schülerinnen und Schülern vorgestellt werden könnten. Zum anderen gibt auch die alte Eiche Ideen zur Behandlung geschichtlicher Themen. Joy und Benni überlegen, ob dieser Baum vielleicht schon zu den Zeiten Robin Hoods dort gestanden haben könnte. Auch hier bieten sich Möglichkeiten der Vertiefung im Unterricht, indem die Schülerinnen und Schüler recherchieren, was ein so alter Baum an bestimmten Orten alles erlebt haben könnte. Die Arbeit an der Zeitleiste mit der Markierung wichtiger historischer Daten und Ereignisse bietet sich an dieser Stelle an.

Nicht zuletzt könnte die waghalsige Baumrettungsaktion von Joy und Benni ebenfalls im HSU (Lernbereich Demokratie und Gesellschaft) aufgegriffen und gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern der Frage nachgegangen werden, wie man sich als kritischer und politisch interessierter Mensch legal in politische Entscheidungen einbringen kann.

Die alte Eiche ist am Schluss der Geschichte gerettet und könnte im Kunstunterricht thematisch als „Vierjahreszeitenbaum” gestaltet werden. Eine weitere kreative Aufgabe könnte sein, im Rahmen eines „Architekturwettbewerbs” einen Zeichenentwurf zu gestalten, in dem die alte Eiche ins neu zu bauende Schulhaus integriert wird.

 

Gattung

  • Romane

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet und zum Vorlesen

Altersempfehlung

Jgst. 4 bis 6

Fächer

  • Deutsch

FÜZ

  • Bildung für Nachhaltige Entwicklung (Umweltbildung, Globales Lernen)

Erscheinungsjahr

2022

ISBN

9783423640947

Umfang

208 Seiten

Medien

  • Buch