Carmen Korn: Dunkle Idylle

Besprechung

Zunächst ist die 16-jährige Teresa begeistert: Ihre Mutter will endlich mit deren Freund und dessen 18-jährigem Sohn Leo, in den Teresa heimlich verliebt ist, zusammenziehen. Doch das Haus am Kanal, das sie sich als neues Heim ausgesucht haben, birgt ein dunkles Geheimnis: Vor eineinhalb Jahren ist dort der vierjährige Sohn der ehemaligen Bewohner spurlos verschwunden. Seither wohnt die von Schuldgefühlen geplagte, ehemalige Haushaltshilfe der Familie im Nebenhaus. Auch die Familie nebenan hat mehr als ein Geheimnis, das Teresa lüften muss. Irgendwie scheint in Teresas Augen jeder in der kleinen Welt am Kanal verdächtig, irgendetwas mit dem Verschwinden des Jungen zu tun zu haben. Als dann eine Schulkameradin von Leo erschlagen am Kanal aufgefunden wird, nimmt die Polizei erneut Ermittlungen auf. Leo freundet sich mit der Schwester des verschwundenen Jungen an und erfährt dadurch nicht nur, was der Schicksalsschlag mit dem Leben der ehemaligen Bewohner des Hauses angerichtet hat, sondern entdeckt auch, welche Verbindung zwischen der geheimnisvollen Schwester und dem getöteten Mädchen besteht. Etwas über den Verbleib des Jungen erfahren die Protagonisten auch am Ende der Geschichte nicht – das bleibt allein dem Leser vorbehalten. Carmen Korn erzählt hochspannend von normalen Leuten, die durch ihren Umzug in ein neues Haus in eine Welt der Geheimnisse, Ängste und Trauer geraten. Ihre Charaktere sind dabei stets überzeugend. Die unglückliche Liebesgeschichte zwischen Teresa und Leo wird sehr einfühlsam erzählt. Der Thrill in diesem Krimi entsteht nicht durch blutrünstige Splattereffekte, sondern durch die präzise Beschreibung des Unbehagens, das mit den Protagonisten auch schnell den Leser ergreift und bis zum Schluss nicht mehr loslässt. Ein spannendes Lesefutter!