Jaromir Konecny: Tote Tulpen
Besprechung
Für den 16-jährigen Leon ist nicht alles glatt gelaufen im Leben. Die Mutter ist verstorben, der Vater verarbeitet in einem indischen Aschram ihren Tod. Leon kommt ins Heim und dann in den Knast - nicht weil er ein Verbrecher wäre. Er hat aus Sorge um seinen besten Freund falsch ausgesagt und sich selbst beschuldigt. Dabei ist Leon gar kein Loser - er ist intelligent und hat im Knast die Computer betreut, während die anderen Insassen sie kaum benutzen dürfen. Doch nun kann er vorzeitig auf Bewährung raus und eine Lehre bei einem Blumenhändler anfangen. Blumenhändler (?!), aber ok. Hauptsache frei. Als er dessen Laden betritt, liegt dort eine Frauenleiche samt schwarzer Tulpe und Gedicht. In dem Moment, in dem er die Mordwaffe in die Hand nimmt, wird Leon überrascht. Von Laura, der 15-jährigen Tochter des Hauses - "braunes glattes Haar, auf eine krass Abi-mäßige Art hübsch. Dieses Mädchen würde einen Proleten wie mich auf der Straße nicht mal angucken, und jetzt zielt sie gleich mit einer Knarre auf mich. Super! Schwarzes T-Shirt mit einem nicht verglasten Fenster, rote Jeansshorts, Bauch frei, auch Beine nackt, das rechte Knie etwas aufgeschürft, wohl vom Fußball, he, he, schwarze Chucks ohne Socken. Die Schnecke würde im Jugendknast schon einen kleinen Aufstand verursachen" (S. 10/11). Laura glaubt Leon, dass er nicht der Täter ist. Doch was ist, wenn die Polizei das nicht erkennt? Dann muss Leon wieder zurück ins Gefängnis. Vorbei der Traum von der Bewährung. Da hilft nur eins: Laura, die kleine Sherlocka, und Leon müssen den Fall lösen. Dass es dabei zwischen den beiden ganz schön knistert, macht es nicht weniger unterhaltsam. Der Krimi, der sich vom Niveau her gut für eine Sonntagabendverfilmung eignen würde, ist in seiner Handlung nicht zu komplex. Was ihn für jugendliche Leserinnen und Leser von anderen Krimis abhebt, ist seine Erzählweise. Jaromir Konecny ist ein ehemaliger Poetry-Slam-Star und wurde von der Süddeutschen Zeitung als „Diamant unter Kieselsteinen“ bezeichnet (vgl. Homepage des Autors). Er schlägt einen jugendlichen Ton an, ohne anbiedernd zu sein oder abzugleiten. Damit konnte Konecny schon in anderen Romanen punkten: „Dönerröschen“ und „Doktorspiele“ sind erfolgreiche Jugendromane. Nun hat er den ersten Krimi vorgelegt, der auch das Potenzial hat, viele Heranwachsende anzusprechen.
Didaktische Hinweise
„Tote Tulpen“ eignet sich sehr gut als Klassenlektüre. Schön daran ist, dass man in der Besprechung statt der klassischen „Problem“-Themen von Jugendbüchern den Aufbau von Krimis besprechen kann. Die Bausteine wie Motive, Tathergang, mögliche Täter, Opferbeschreibung usw. lassen sich dabei gut mit klassischen Krimis wie „Unterm Birnbaum“ oder der Gestaltung von Verfilmungen (Medien) vergleichen.
Gattung
- (Kinder-) Kriminalliteratur, Thriller (Horror, Gruselliteratur)
Eignung
sehr gut als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 9 bis 10Fächer
- Deutsch
Erscheinungsjahr
2015ISBN
9783423716499Umfang
240 SeitenMedien
- Buch
- E-Book