Kyrie McCauley: You are (not) safe here

Besprechung

Gewalt in der Familie in einer amerikanischen Provinzgemeinde, die außerdem von einem Krähenschwarm heimgesucht wird. Nicht nur die Krähen, sondern auch die Schwierigkeiten vermehren sich in den vier Monaten vom ersten Schultag nach den Sommerferien bis Ende Dezember im Leben von Leighton, die die Geschichte in 77 recht kurzen Kapiteln erzählt, ihrer Mutter und ihren beiden Schwestern Campbell und Juniper. In der kleinen Gemeinde Auburn vermehren sich Krähen in beunruhigendem Maß. Nur Leighton hat keine wirkliche Angst, denn sie unterhält eine fast magische Verbindung zu Joe, einer Nebelkrähe. Als magisch erlebt sie auch das Haus der Familie, das sie vom Großvater geerbt haben. Es scheint die äußeren Schäden selbst zu reparieren, die die Mädchen und ihre Mutter erfahren: Der Vater ist gewalttätig. Er stammt aus dem Ort und hat die Baufirma seines Vaters übernommen, verliert jedoch trotz seiner Anstrengungen immer mehr Aufträge und gerät unter Alkoholeinfluss. Seine Frau erträgt seine Wutanfälle und unsinnigen Arbeitsaufträge stumm, die jüngeren Schwestern flüchten zu Leighton und verkriechen sich in ihrem Bett oder in äußerster Not im Schrank. Nach Hause zu kommen, heißt für Leighton Angst zu haben, aber außerhalb der Familie soll niemand von dem Konflikt erfahren, Hilfe ist von den engstirnigen Mitbürgern ohnehin nicht zu erwarten. Eine Nachbarin, die Zeugin wird, hält den Mädchen einen Vortrag über die Rolle der christlichen Ehefrau, statt die Polizei zu rufen.

Parallel dazu erzählt Leighton von ihren Zukunftsplänen. Sie ist im letzten Highschool-Jahr, arbeitet für die Schülerzeitung und möchte Journalismus an der NYU studieren, gleichzeitig aber ihre Familie schützen. Der Konflikt zwischen der Liebe zu ihrem Vater und der Angst vor seinen Ausbrüchen belastet sie schwer. Trotz ihrer Zurückgezogenheit verliebt sie sich in Liam, einen Mitschüler. Er ist der einzige schwarze Schüler in Auburn; sein Vater, ein Anwalt, stammt aus dem Ort und ist mit seiner schwarzen Frau, einer Lehrerin, nach Auburn zurückgekehrt. Als Baseball-Spieler verhilft er der örtlichen Mannschaft zu manchem Sieg, aber anders als Leighton erfährt er jede Menge Diskriminierung und Gewalt außerhalb des Schutzes seiner Familie. Mit Einfühlungsvermögen und Solidarität hilft er Leighton, sich aus der provinziellen Enge zu befreien. Ein Showdown in der letzten Nacht des Jahres kostet einen hohen Preis, ebnet ihr jedoch den Weg in die Freiheit. Symbolisch für die an den Tag getretenen Konflikte verschwinden die Krähen.

Die magischen Elemente wirken ein wenig aufgesetzt, auch nicht ganz verständlich. Die jugendgemäße, aber sich nicht anbiedernde Sprache, viele Dialoge und kurze Sätze in den Erzählpassagen lassen die Perspektive der 17-jährigen Schülerin plausibel erscheinen.