Y. S. Lee: Meisterspionin Mary Quinn Bd. 2: Eine fast perfekte Tarnung

Besprechung

London im 19. Jahrhundert. Die Arbeiten am Uhrturm des Westminster Palastes laufen auf Hochtouren, bis die Leiche eines Bauarbeiters gefunden wird. Meisterspionin Mary Quinn soll in ihrem zweiten Auftrag herausfinden, ob ein Unfall, Selbstmord oder Mord dahinter steckt. Als Laufjunge Mark Quinn verkleidet, versucht Mary unter den Bauleuten Näheres zu erfahren. Aber die Sitten auf der Baustelle sind rau und machen Marys Rolle schwieriger als zunächst gedacht. Dass Mary sich früher als Straßendieb durchschlagen musste, ist zwar von Vorteil, sorgt aber auch dafür, dass alle schrecklichen Erinnerungen aus ihrer Kindheit wieder hochkommen. Die Arbeit ist hart für ein Mädchen und als auch noch der attraktive James Easton, mit dem Mary in ihrem ersten Fall gezwungenermaßen zusammenarbeiten musste, auftaucht, wird es für sie doppelt schwer. Wird er sie in ihrer Verkleidung erkennen und ihre Tarnung auffliegen lassen? Y.S. Lee`s Protagonistin ist eine neugierige, selbstbewusste und für das 19. Jahrhundert untypisch selbstständige Frau. Durch ihre sehr präzise Beschreibung gelingt es der Autorin den Leser in Marys Zeit und Welt zurückzuversetzen. Klappernde Kutschen auf holprigen Straßen und grölende Bauarbeiter wirken sehr real. Ursprünglich recherchierte die in Singapur geborene und in Kanada aufgewachsene Autorin über das viktorianische England. Aus einem Artikel über ausländische Seeleute, die englische Frauen heirateten, entwickelte sie die Idee für die Meisterspionin Mary Quinn. Die Übersetzung aus dem Englischen stammt wie schon im ersten Band von Eva Riekert. Mit einer Mischung aus Geschichte, Krimi und Romaneze bietet der Romane jungen Leserinnen spannende Unterhaltung.