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Wladimir Kaminer: Wie sage ich es meiner Mutter. Die neue Welt erklärt: von Gendersternchen bis Bio-Siegel

Besprechung

Ein heiterer Streifzug durch den alltäglichen Irrsinn der Gegenwart

 

Der 1967 in Moskau geborene Schriftsteller lebt seit 1990 in Berlin. Bereits mit seinem ersten Kurzgeschichtenband „Russendisko“ ist ihm ein großer internationaler Erfolg gelungen. Das Werk wurde 2012 verfilmt, wobei Matthias Schweighöfer, Friedrich Mücke und Christian Friedel die Hauptrollen spielten. Seitdem hat Kaminer mehr als 30 Bücher veröffentlicht, außerdem schreibt er für Zeitungen und Zeitschriften und unterhält einen Blog. Von sich selbst sagt er, er sei privat Russe und beruflich deutscher Schriftsteller. Kaminers Motto ist überdies „beobachten, statt phantasieren“, weshalb er wohl die kleine Form, in der er knapp und humorvoll alltägliche Situationen und aktuelle Begebenheiten beschreibt, dem langen Roman vorzieht.

In seinem neuen Kurzgeschichtenband schildert er wie üblich witzig und scharfsinnig die unterschiedlichen Lebenswelten seiner erwachsenen Kinder und seiner 90-jährigen Mutter, die viele Verhaltensweisen ihrer Enkel nicht mehr versteht.

In einem Interview im Morgenmagazin des ZDF, das in der Mediathek noch abrufbar ist, hat Kaminer erläutert, dass er seiner Mutter die ihr fremde Welt seiner Kinder nicht „erklärt“, stattdessen „dolmetscht“ er.

Für die alte Frau ist es schwierig zu verstehen, warum ihre Enkelin die elektrische Fliegenklatsche nicht gut findet, während sie ansonsten elektrische Energie unbedingt befürwortet. Skeptisch steht die Mutter des Erzählers auch dem veganen Rührei gegenüber, das die Enkelin empfiehlt und das ihr die geliebten Chicken Wings ersetzen soll, dennoch macht sie sich mit ihrem Sohn auf zum Biosupermarkt, ist dort aber von all den unbekannten Waren heillos überfordert.

Neben diesen alltäglichen Situationen spiegeln sich auch die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit wider: sowohl die Auswirkungen der Coronapandemie als auch der Angriff Russlands auf die Ukraine. Aber auch bei diesen ernsten Themen verliert der Erzähler seinen Humor nicht, denn wie der Autor in dem bereits erwähnten Interview im ZDF erklärt, müsse man lernen auch über Tragödien, über die Tragödie des Lebens überhaupt, zu lachen.

 

Didaktische Hinweise

Kaminers Geschichten lassen sich im Unterricht auf unterschiedliche Weise einsetzen. Aufgrund ihrer Kürze können die Erzählungen für Inhaltsangaben ab der 9. Jgst. verwendet werden. Außerdem bieten sie einen heiteren Einstieg in argumentierende und informierende Aufsatzformate. Verschiedenartige ernste Themen wie vegane Ernährung, die deutsche Wiedervereinigung, das Gendern, die Integration von Menschen, die Digitalisierung können mit Kaminers Texten auf anregende Weise eingeführt werden. Dazu sollte man unbedingt das Hörbuch verwenden, denn die Geschichten entfalten ihre volle Wirkung, wenn der Autor sie selbst liest. Sehr informativ und witzig ist auch Wladimir Kaminers Homepage, dort findet man einen kleinen Film, in dem er Auskunft über sich und seine Ideen gibt, mehrere Hörgeschichten, eine Übersicht über seine Werke mit Inhaltsangaben und Texte aus seinem Blog.

Gattung

  • Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher

Eignung

in Auszügen geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 8 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Interkulturelle Erziehung
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft

FÜZ

  • Interkulturelle Bildung
  • Soziales Lernen

Erscheinungsjahr

2022

ISBN

9783442316793

Umfang

208 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book
  • Hörbuch