Robert Seethaler: Der letzte Satz

Besprechung

Der Roman „Der letzte Satz" von Robert Seethaler bietet den Leserinnen und Lesern auf 139 Seiten einen Einblick in das Leben des begnadeten böhmischen Komponisten Gustav Mahler (1860 - 1911) – ohne jedoch auf die beruflich musikalische Seite einzugehen. Die gesamte Handlung spielt auf einem Ozeandampfer, auf dem der 50-jährige Mahler von New York nach Europa (Richtung Österreich) reist, nachdem er im Februar 1911 sein letztes Konzert in den USA dirigiert hat. Mahler lässt sein Leben in Erinnerungssequenzen Revue passieren und hadert mit sich und seinen vergangenen Entscheidungen. Er erkennt, dass er Zeit seines Lebens der Musik alles untergeordnet hat, insbesondere seine Gesundheit und seine Familie. Diese Erkenntnis trifft ihn mit voller Wucht und verschlechtert seinen stark angeschlagenen physischen Gesamtzustand, denn er leidet seit seiner Kindheit an multiplen Krankheiten. Er ist gefangen in einem kranken Körper, der ihm in allen Lebenslagen immer wieder seine Grenzen aufzeigt und ihm wird klar, dass die Zeit des Abschiednehmens gekommen ist. Neben dieser Erkenntnis, die ihn einerseits ängstigt, stehen andererseits auch die positiven Ereignisse wie die Ehe mit seiner Frau Alma, die Geburt seiner zwei Töchter, seine beruflichen Erfolge als Komponist und Dirigent in Europa und Übersee. Unterbrochen werden seine gedanklichen Rückblenden immer wieder von Dialogen mit einem Schiffsjungen, der ihn an Deck betreut und der Gustav Mahler das wirkliche Leben aufzeigt, das er nun bald verlassen muss und das in diesem Jungen weiterlebt.