Yasmina Reza: Adam Haberberg

Besprechung

Adam Haberberg, noch nicht ganz fünfzig, erfolgloser und unglücklicher Schriftsteller, führt eine trostlos-gereizte Ehe und kann auch mit seinen beiden Kindern eher schlecht umgehen, obwohl gerade in den Beziehungen zu diesen manchmal die Möglichkeiten von Glück angedeutet werden. Außerdem hat er gesundheitliche Probleme, mit dem Sehen hapert es, wohl auch im übertragenen Sinn. Der kleine Roman beginnt, als Adam Haberberg deprimiert im Jardin des Plantes sitzt und unvermutet eine ehemalige Klassenkameradin, Marie-Therese, eine wenig attraktive, kleinbürgerliche Verkäuferin von Merchandiseprodukten, auftritt. Fast willenlos lässt er sich von ihr zum Abendessen einladen. Während der Fahrt im Auto und dann in der Wohnung von Marie-Therese gibt es innere Monologe und Gespräche, in denen auf komisch-tragische Art beider Leben beleuchtet wird. Marie-Therese war einst in Adam verliebt, vielleicht ist sie es heute noch, auf jeden Fall erscheint ihr Leben schrecklich eng, einsam, aber voll tapferer Selbstbehauptung. Adam selbst lässt seine Krankheitsängste Revue passieren, seine Eifersucht, sein Versagen als Vater und Schriftsteller, ganz kurz vermag er zwar immer wieder zu sehen, dass vielleicht alles nicht so sein müsste, wenn man es denn anders hinbekäme, aber Selbstmitleid, Egoismus und Trägheit, wohl auch echte Verzweiflung stehen dem entgegen. Fast fluchtartig verlässt er am Ende die Wohnung, das Lachen bleibt dem Leser im Halse stecken. Ein traurig-komisch-kluger Romane, ohne Action, der viele Fragen offen lässt und vielleicht ganz typische Probleme einer bestimmten Generation in den Gesellschaften des Westens zeigt.