Navid Kermani: Große Liebe
Besprechung
„Madschnun Laila“, der von Laila Besessene, ist eine arabische Liebesgeschichte, auch unter dem Pseudonym Madschnun oder von Nezami nacherzählt erschienen. Kermani erzählt die Liebesgeschichte eines 15-Jährigen, die sich in den 80er-Jahren an einem deutschen Gymnasium vor dem Hintergrund der Friedensdemonstrationen abspielt und einige autobiografische Hinweise enthält, in Ich-Form, von dem Jungen spricht er als „Er“. So kann er immer wieder auf Distanz gehen und der Verwunderung des älter gewordenen, durch Scheidung abgeklärten Mannes Ausdruck geben. Quellen sind Tagebuchaufzeichnungen, Briefe und Erinnerungen. Nach einer Woche ist die Liebesgeschichte schon wieder vorbei, aber der Erzähler, selbst schon Vater eines Jungen im selben Alter, hat jedes Detail parat und sein Plan sieht vor, von 30 Stationen dieser Liebe in jeweils 10 Seiten zu berichten. Zehn Stationen betreffen die Begegnung, zehn das Kennenlernen und zehn die erste Berührung. Der Rest der Geschichte bleibt für die Verzweiflung. Von diesem Plan weicht er unter dem lebhaften Eindruck der Erinnerung an den Höhepunkt der Liebesgeschichte mehrfach ab und die Verzweiflung wird erst ab Seite/Kapitel 76 erreicht. Jedes noch so harmlose Zeichen deutet der Protagonist dieser in der Raucherecke des Pausenhofs begonnenen Liebesgeschichte, jede Minute seines Lebens ist vom Gedanken an die kaum erreichbare, da ältere Angebetete besetzt. Am Ende bricht der Liebende sein Warten vor dem Haus der treulosen Geliebten ab und geht nach Hause, womit er sich dem Leben zu und vom Wahnsinn abwendet. Das sei von allen Narrheiten die größte gewesen, sagt ihm aber sein Sohn. Verwoben sind in die Erzählung Zitate aus Texten arabischer Mystiker, die Liebe und Sexualität in sublimierter Form mit der Religion verbinden. Aldous Huxleys „Pforten der Wahrnehmung“ und etliche Joints genossen bei Partys mit indischer Musikuntermalung geben den atmosphärischen Hintergrund ab.
Didaktische Hinweise
Diese kunstvoll konstruierte Liebesgeschichte ist als Lektüre für junge Erwachsene sehr gut geeignet und im Unterricht mit anderen Liebesromanen, etwa Plenzdorffs „Die neuen leiden des Jungen W.“, vergleichbar. Die trickreiche Erzählhaltung, der Aufbauplan, der immer wieder revidiert wird, und die arabischen Textauszüge könnne bei der Besprechung Themen sein. Auch Eric Clapton und Derek and the Dominos haben in den 70er-Jahren „Layla“-Songs geschrieben!