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Dirk Pope: Still

Besprechung

Ein ergreifender Roman über ein Mädchen, das nicht mehr sprechen will.

Mariella hat noch nie viel gesagt, aber seit sie nach der Trennung ihrer Eltern mit ihrer Mutter in eine Kleinstadt gezogen ist, spricht sie überhaupt nicht mehr. Ihrer Ansicht nach ist die Welt voll von überflüssigem Geschwätz. Dass Mariella nicht mehr redet, hat auch, wie sie auf den ersten Seiten des Romans erklärt, mit ihren Eltern zu tun – einer oberflächlichen, hilflosen Mutter und einem penibel auf Ordnung bedachten, zwangsgestörten Vater, die sich vor der Trennung ununterbrochen gestritten, angeschrien und mit Gegenständen beworfen haben.

Manche von Mariellas Lehrerinnen und Lehrer kommen mit der Schweigsamkeit ihrer Schülerin überhaupt nicht zurecht und wollen sie immer wieder zum Reden zwingen – ohne Erfolg. Der Direktor dagegen sieht die Sache gelassen und verhindert Sanktionen gegen Mariella. Viele ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler dagegen, vor allem Torben und Isabell, fühlen sich von Mariellas Schweigen so provoziert, dass sie Mariella nicht nur anschreien und beleidigen, sondern auch körperlich angehen. In einer Sportstunde wirft Torben einen Handball Mariella mit voller Wucht absichtlich ins Gesicht. Aber auch danach spricht sie nicht, weder erklärt sie ihrem gefühllosen Sportlehrer, was passiert ist, noch erzählt sie ihrer Mutter, woher die Verletzungen stammen.

Mariellas einziger Lichtblick ist Stan, den sie auf dem Aussichtsturm kennenlernt, dessen Plattform aufgrund des brüchigen Geländers nicht betreten werden darf und die ihr als Rückzugsort dient. Es dauert eine Weile, bis sie begreift, dass Stan gehörlos ist. Über Whatsapp-Nachrichten verständigen sich die beiden und Mariella hat das erste Mal in ihrem Leben das Gefühl, verstanden zu werden. Allerdings ist ihr Glück nur von kurzer Dauer, denn Torben und Isabell hören nicht auf, Mariella zu verfolgen und zu quälen. Sie stehlen ihr Smartphone und locken Stan auf den Aussichtsturm. Auf ihrer verzweifelten Suche nach Stan begreift Mariella, dass ihre ebenfalls sehr zurückhaltende und ruhige Mitschülerin Frida Stans Schwester ist. Gemeinsam eilen sie zum Aussichtsturm, auf dem Torben und Isabell Stan gefesselt haben. In ihrer Verzweiflung rennt auch Frida trotz ihrer Höhenangst nach oben, stürzt durch das morsche Geländer und stirbt. Auf der Trauerfreier für Frida bricht Mariella auf Stans Wunsch ihr Schweigen und spricht über das Schweigen und Fridas Tod.

Didaktische Hinweise

Dirk Pope ist vor allem durch seinen zweiten Roman „Abgefahren“ bekannt geworden, für den er 2019 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert war und zu dem es inzwischen beim dtv Verlag ein kostenloses Unterrichtsmodell gibt.

„Still“ enthält eine Fülle von Themen, die Jugendliche interessieren und die im Unterricht gewinnbringend besprochen werden können: dysfunktionale Familienbeziehungen, Mobbing, Schwierigkeiten in der Schule, Freundschaft und erste Liebe. Vor allem Mariellas Gefühl, von niemandem verstanden zu werden, dürfte jungen Menschen bekannt vorkommen; in diesem Zusammenhang könnte die Sturheit, mit der Mariella trotz aller Komplikationen an ihrem Schweigen festhält, diskutiert werden. Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern kann man nach Lösungsmöglichkeiten für Mariellas Probleme suchen.

Der Hanser Verlag bietet auf seiner Webseite eine Leseprobe, Informationen zum Autor und einen Link zu Antolin.

Alle hier rezensierten Werke von Dirk Pope

Gattung

  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet und zum Vorlesen

Altersempfehlung

Jgst. 8 bis 10

Fächer

  • Deutsch
  • Psychologie

FÜZ

  • Soziales Lernen
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2020

ISBN

9783446268166

Umfang

192 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book