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Hernan Diaz: Treue

Besprechung

Bei Hernan Diaz' Roman „Treue“ handelt es sich einem einen sehr raffiniert komponierten Roman, der eigentlich auf vier Manuskripten von vier unterschiedlichen Figuren beruht. Der erste Teil wird von einem gewissen Harold Vanner erzählten, der sich als Autor ausgibt und eine Art Schlüsselroman verfasst hat. In ihm wird über das Leben des übernatürlich begabten, aber menschlich auch sehr schrulligen Finanzgenies Benjamin Rask und dessen jüngerer, sehr klugen und musisch begabten Ehefrau Helen erzählt, die in den 1920er Jahren in New York leben. Benjamins gewagte Spekulationen an der Börse haben zu einem rasanten Anwachsen seines Reichtums geführt. Zusammen bewohnt das kinderlose Paar ein riesiges Haus, in dem Helen musische Abende organisiert, die zu einem wichtigen gesellschaftlichen Event der New Yorker Gesellschaft avancieren. Trotz der großen Unterschiede zwischen den beiden scheinen sich Benjamins Gespür für Wirtschaft mit Helens Kunstsinn zu verbinden. Parallel zu dem unnahbaren Eheleben von Helen und Benjamin erfährt der Leser einiges über Helens Leben, bevor sie Benjamin kennengelernt hat. Die Ehe mit Benjamin wirkt dabei wie ein Befreiungsschlag für sie, die längere Zeit mit ihren recht anstrengenden Eltern in Europa verbracht hat. Als Helen psychisch schwer erkrankt, setzt sich Benjamin für die beste medizinische Versorgung ein. In einer Nervenheilanstalt in der Schweiz wird Helen einer experimentellen Behandlung unterzogen, die sie schließlich zu ihrem Tode beiträgt. Benjamin bleibt zurück, melancholisch, aber nicht gebrochen zurück. Nur das Börsenglück hat ihn verlassen.

Bei dem zweiten Teil, der mit „Mein Leben“ überschrieben ist, handelt es sich um die unvollendete teilweise fragmentarische Autobiografie des Finanzmonguls Andrew Bevel, dessen Frau Mildred kurz nach dem großen Börsencrash in einem Schweizer Sanatorium stirbt. Andrew und Mildred weisen erstaunlich viele Parallelen zu den fiktiven Figuren im ersten Teil auf. Auch der dritte und vierte Teil greifen die Geschichte erneut auf und erzählen diese aus unterschiedlichen Perspektiven. Beim dritten Teil mit dem Titel „Erinnerte Memoiren von Ida Partenza“ handelt es sich um die Erinnerungen der 70-jährigen Journalistin an ihre Jugend in New York. Partenzas war die als Schreibhilfe bei Bevel angestellt und hat als seine Ghostwriterin fungiert. Beim vierten und letzten Teil handelt es sich schließlich um Mildreds verschollenes Tagebuch aus der Nervenklinik, das den Mythos, der sich um Bavel, dem die Schuld an dem großen Börsencrash zugeschrieben wird, zum Einsturz bringt.

Didaktische Hinweise

Bei Hernan Diaz' Roman handelt es sich um einen sehr kunstvoll komponierten, aber auch anspruchsvollen Roman, der v. a. durch seine Struktur besticht. Er kann allen lesebegeisterten und an amerikanischer Geschichte interessierten Schülerinnen und Schülern zur privaten Lektüre empfohlen werden. Die Konstruktion des Romans lässt die Leser aus ganz unterschiedlichen Perspektiven auf das Geschehen blicken. In ihm werden neben der historischen Entwicklung des amerikanischen Kapitalismus, die scheinbar Goldenen 20er-Jahre, die prosperierende Entwicklung der Wall Street bis hin zum großen Börsencrash am Schwarzen Freitag geschildert. Ferner geht um die Verführungskraft des Geldes, die aber im Falle von Helen/Mildred keinerlei Einfluss auf das Schicksal hat.

Gattung

  • Romane

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Englisch
  • Geschichte
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft
  • Wirtschaft/Recht

FÜZ

  • Alltagskompetenz und Lebensökonomie
  • Interkulturelle Bildung
  • Politische Bildung
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2022

ISBN

9783446273757

Umfang

416 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book
  • Hörbuch