Dana von Suffrin: Nochmal von vorne
Besprechung
Bei Dana von Suffrins Roman mit dem Titel „Nochmal von vorne“ handelt es sich um eine deutsch-jüdische Familiengeschichte. Im Mittelpunkt des Romans steht die bereits erwachsene Rosa, die, als ihr Vater an den Folgen einer Krebserkrankung stirbt, beginnt, sich erneut mir ihrer nicht immer einfachen Familiengeschichte auseinanderzusetzen. Diese war, solange sich Rosa zurückerinnern kann, geprägt von gegenseitigem Streit, Gehässigkeit und Missverständnissen. Der Tod von Rosas Vaters eröffnet ihr, wie auch der Titel des Romans suggeriert, eine neue Chance, auf das Leben ihrer Familie zurückzublicken und nun die Erinnerungen an die vergangene Zeit aus der Distanz heraus noch einmal zu ordnen und zu reflektieren. Eine Chance, die Rosa während ihrer Kindheit und Jugend verschlossen geblieben ist und die ihr nun erst die neue Situation ermöglicht. Die andauernden Streitigkeiten sowie die emotionale Diskrepanz zwischen ihren Eltern und ihrer Schwester Nadja, die ihr ganzes Leben gegen die Familie rebelliert und schließlich den Kontakt zu den Eltern und auch zu Rosa abgebrochen hat, fügen sich nun für Rosa zu einem neuen Bild zusammen: Während das Deutschsein von Rosas Mutter Veronika, die bei einem Badeunfall in Thailand, wenige Jahre vor dem Tod des Vaters ums Leben gekommen ist, dazu geführt hat, dass sie sich in ihrer Ehe mit einem Juden geradezu obsessiv mit der Schuld der Deutschen im Nationalsozialismus auseinandergesetzt hat, stand für den in Israel geborenen Vater das persönliche Trauma des Jom-Kippur-Kriegs, das sein ganzes Leben geprägt hat, im Mittelpunkt. Was das am Ende für die Eltern bedeutet hat und warum die Ehe schließlich in die Brüche gegangen ist, versteht Rosa erst jetzt und es gelingt ihr sogar, Verständnis für ihre Eltern und für ihre Schwester aufzubringen – all das war ihr als Kind und Jugendliche nicht möglich gewesen, da sie selbst zu sehr emotional in die Zwistigkeiten ihrer Familie involviert gewesen war.
Didaktische Hinweise
Dana von Suffins Roman „Nochmal von vorne“ eignet sich sehr gut für den Deutschunterricht der Oberstufe im Zusammenhang mit der Behandlung von zeitgenössischen Gegenwartliteratur. Der Roman zeigt nicht nur wie Traumata der Vergangenheit bis heute das Familienleben prägen können, sondern auch welche Rolle dabei die persönliche Erinnerung spielt. Neben dem Holocaust, den Rosas Großeltern erlebt haben, geht es auch um das weitere Erleben und den Umgang mit der Geschichte ihrer Eltern, insbesondere den ihres Vaters, der als junger Mann in Israel aufgewachsen ist, und dessen Leben somit unweigerlich mit der konfliktreichen Geschichte des damals noch jungen Staates verknüpft war. Während sich für Rosa die Frage nach ihrer eignen deutsch-jüdischen Identität in ihrer Erinnerung als andauernde Familienstreitigkeiten eingeprägt haben, erfahren die Leserinnen und Leser durch die zahlreichen Rückblenden im Roman die wahren Vorgänge, auf die auch Rosa zunehmend einen objektiven Blick gewinnt, indem sie diese einzuordnen lernt.
Gattung
- Romane
Eignung
als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 10 bis 13Fächer
- Deutsch
- Geschichte
- Sozialkunde/Politik und Gesellschaft
FÜZ
- Kulturelle Bildung
- Interkulturelle Bildung
- Alltagskompetenz und Lebensökonomie
- Politische Bildung
- Soziales Lernen
- Werteerziehung
Erscheinungsjahr
2024ISBN
9783462002973Umfang
240 SeitenMedien
- Buch
- E-Book
- Hörbuch