Angela Merkel: Freiheit. Erinnerungen 1954-2021
Besprechung
In ihrer Biographie „Freiheit. Erinnerungen 1954-2021“, die Angela Merkel gemeinsam mit ihrer ehemaligen Büroleiterin Beate Baumann verfasst hat, zieht sie Bilanz über ihr Leben und ihr politisches Wirken für Deutschland. Das Buch gibt interessante Einblicke, indem die Ex-Kanzlerin Erklärungen für ihre politisches Handeln liefert, ohne gleichwohl ihre Grundentscheidungen, etwa zur Migrationskrise 2015, rückblickend in Frage zu stellen.
Daneben thematisiert sie ihre ostdeutsche und weibliche Identität, ist sie doch die erste Frau im Bundeskanzleramt und zugleich die erste Ostdeutsche, die dieses wichtige Amt bekleidet, und das auch noch 16 Jahre lang. Sie beschreibt ihre Ernennung zur Bundeskanzlerin 2005 als Glücksgefühl und in dem Bewusstsein, dass etwas Historisches geschieht: „Erste. Das war ich“, heißt es in ihrem Buch. Zu ihrer eigenen Überraschung waren in diesem Moment auch alle Zweifel verschwunden, ob sie die richtige für das Amt sei.
Die gut 700 Seiten umfassende Biographie besteht aus drei Teilen: der anschaulichen Erzählung vom Aufwachsen in der DDR, der reflektierten Darstellung von Angela Merkels Aufstieg in der CDU bis 2005 und einem Bericht über die 16 Jahre als Kanzlerin. Ihre Jugend stellt Merkel anekdotenreich, doch frei von Heldentum als Versuch dar, sich von dem DDR-Regime nicht unterjochen zu lassen. Sie lernte in der DDR, sich als Außenseiterin mit der Macht zu arrangieren, die bestehenden Machtverhältnisse realistisch wahrzunehmen, ohne sich ihnen unterzuordnen. Diese Fähigkeit wusste sie nach 1990 gewinnbringend zu nutzen, wobei sie ihren Aufstieg zur CDU-Chefin und Kanzlerin selbst etwas verwundert betrachtet und zugleich verdeutlicht, wie schwierig es war, in einer männerdominierten CDU ihren Platz zu finden. Die Zeit als Bundeskanzlerin beschreibt Merkel eher trocken und stützt sich dabei vor allem auf Fakten, denen sie wenig Lebendigkeit verleiht. So werden Staatsbesuche, Gipfeltreffen und Krisen dargestellt, ohne dass ein Blick hinter die Kulissen gewährt wird, den sich die Leserinnen und Leser wünschen würden. Auch eine kritische Auseinandersetzung mit den Jahren als Kanzlerin unterbleibt, in denen aus heutiger Sicht Entscheidungen getroffen wurden, die die bundesrepublikanische Gegenwart stark beeinflussen, etwa zu wenig Investitionen in die öffentliche Infrastruktur, eine zu starke Nähe zu Russland etc. Ein Anliegen ist es Angela Merkel hingegen, auf die Zäsur des Jahres 2015 einzugehen, denn sie unterteilt ihre Kanzlerschaft in ein Davor und ein Danach und sie möchte ihre vielfach kritisierte Entscheidung, die Grenzen für Geflüchtete zu öffnen, noch einmal erklären.
Didaktische Hinweise
Die umfangreiche Autobiographie eignet sich für die Schulbibliothek, wo sie für Referate über die Person von Angela Merkel und für Recherchen zur jüngeren Geschichte der Bundesrepublik genutzt werden kann, um zu verstehen, was die Kanzlerschaft von Merkel ausgezeichnet hat. Fächerübergreifend ist die Biographie für Politik und Gesellschaft, Geschichte und Deutsch von Relevanz.
Darüber hinaus ist es ein Buch, dass lesestarke Schülerinnen und Schüler als Privatlektüre nutzen können, wenn sie an gesellschaftlichen und politischen Veränderungen in der Bundesrepublik und deren Nachbarländern Interesse haben.

Gattung
Sachbuchkategorie
- Biografien, Autobiografien, Porträts
- Politik, Gesellschaft
Zielgruppe
10-13Eignung
für die Schulbibliothek empfohlenAltersempfehlung
Jgst. 10 bis 13Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
- Geschichte
FÜZ
- Politische Bildung
- Kulturelle Bildung
- Werteerziehung
Erscheinungsjahr
2024ISBN
9783462005134Umfang
736 SeitenMedien
- Buch