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Virginie Despentes: Das Leben des Vernon Subutex

Besprechung

Bis zum Jahr 2006 führte Vernon Subutex, genannt nach einem Drogensubstitutionspräparat, den Plattenladen „Revolver“. Er hatte dort nach einer kurzen Karriere als Musiker in einer Band mit 20 als Verkäufer angefangen, den Laden dann übernommen und schließlich fast sein ganzes Leben dort verbracht. Danach hat er sich noch durchgeschlagen mit kleinen Jobs und dem verkauf von Restbeständen an Vinylplatten und Merchandising-Produkten im Internet. Zu Beginn des Romanes, des ersten Teils einer auf Französisch bereits ganz erschienenen Trilogie, hat er noch seine Wohnung, aber nichts mehr zu essen und die Stütze wegen Unregelmäßigkeiten verloren. Mit Frauen läuft auch kaum mehr etwas, seinen große Liebe hat er schon vor 20 Jahren wegen seiner notorischen Untreue eingebüßt. Am Schluss schläft er im Parc des Buttes Chaumont neben einer übergewichtigen Obdachlosen. Dazwischen trifft er ehemalige Freunde, erinnert sich an seine guten Zeiten, mit viele Drogen und Musik. Viele Freunde sind tot. Es gibt auch Freunde, die es zu etwas gebracht haben und nun zur Pariser Bourgeoisie gehören. Eine junge Journalistin sucht mit Hilfe des Internets nach ihm, weil er Kassetten besitzt, auf denen sich ein Interview mit einem inzwischen verstorbenen Popstar befindet, der sein Freund war. So entfaltet sich ein Panorama des Lebens der Bevölkerung von Paris zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Wie im Pop-Romane wird mit Markennamen eine Kultur des Konsums evoziiert. Internet und soziale Netzwerke brechen in die analoge Popkunst- und Popmusikwelt ein. Das Schlimmste passiert am Schluss: Xavier, ein früherer Freund und rechtsradikaler Bourgeois, erkennt ihn, als er bettelnd vor einem Monoprix sitzt, und spricht ihn an. Als gewaltbereite Bekannte der Obdachlosen auftauchen und Streit mit ihr anfangen wollen, meint Xavier, Vernon verteidigen zu müssen. Er landet schwer verletzt im Krankenhaus und fällt ins Koma. Vernon flüchtet aus dem Krankenhaus, stat sich um Xavier zu kümmern, und landet schwer krank im Fieberdelirium auf eine Parkbank.

Didaktische Hinweise

Die verschiedenen Handlungsstränge, kunstvoll ineinander verwoben, zu verfolgen kann eine Aufgabe für jüngere Schüler sein. Die Geographie der Stadt repräsentiert die sozialen Verhältnisse ihrer Einwohner, das ließe sich anhand eines Stadtplans betrachten. Die Sprache ist auch in der sehr gelungenen deutschen Übersetzung zu einem großen Teil Umgangssprache, auch sehr drastische, da aus der Sicht Vernons geschildert oder wörtliche Rede verwendet wird. Die Sprache ist die der Randgruppen, der abgestürzten Außenseiter. Auch die auf der Erfolgswelle der Ökonomie und des Internets hochgeschwommenen gehören schon zu denVerlierern. Wegen der Rolle des Internets und der sozialen Netzwerke in der Geschichte wird Virginie Despentes mit Balzac verglichen, in dessen der „Illusions perdues“ gedruckte Presse und Journalismus dieselbe Rolle spielen.

Gattung

  • Romane

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Französisch

Erscheinungsjahr

2017

ISBN

9783462048827

Umfang

399 Seiten

Medien

  • Buch