Günter M. Ziegler: Darf ich Zahlen?

Besprechung

Der erfolgreiche Mathematikprofessor (u. a. Leibnizpreis) Günter M. Ziegler präsentiert das Horrorfach vieler Deutschen als abenteuerliche Gedankenreise und witzig-gelehrte Unterhaltung. Kann eine Formel die Maße für ideale „High Heels“ liefern? Sagen wir bald Zwanzigeins statt 21? Inwiefern braucht man Mathematik im Supermarkt oder beim Aufstellen eines Schrankes? Von seinen eigenen Verdiensten in seinem Fach schreibt der Autor fast nichts; im Fokus stehen vielmehr die Menschen hinter den Zahlen und die Orte, an denen Mathematik betrieben wird. Natürlich gibt es Exkurse über Zahlen: Primzahlen, perfekte, komplexe und „interessante“ Zahlen. Wie schwierig ist es doch, eine zufällige Zahlenfolge zu erzeugen. Mit Hilfe statistischer Tests kann festgestellt werden, ob Zahlenfolgen wirklich zufällig sind oder ob sie versteckt doch Systematiken enthalten. Zahlenfolgen verraten viel. So hat jeder Mensch sein eigenes Profil bei der Auswahl von Zufallszahlen. Und weil es so schwierig ist, zufällige Zahlenfolgen zu bestimmen, kann mittels statistischer Methoden zum Beispiel festgestellt werden, ob Bilanzen gefälscht wurden.

Der feuilletonistisch leichte Stil Zieglers liest sich gut. Ziegler erzählt mit viel Humor, wo berühmte Mathematiker ihre besten Einfälle hatten, in der Kirche, am Strand von Rio oder im Bett. Sogar das Gefängnis schätzten manche als Arbeitsort, so Gregor Weyl, der 1940 in Frankreich wegen Kriegsdienstverweigerung inhaftiert wurde und dem die Ruhe hinter Mauern gut gefiel. Günter Ziegler ist ein humorvoller Mathematiker. Im Klappentext heißt es, dass er eine Charme-Offensive für sein Fach starten will. Das ist ihm mit diesem Buch ausgezeichnet gelungen.