Bonnie Garmus: Eine Frage der Chemie
Besprechung
Bei dem Roman „Eine Frage der Chemie“ der US-amerikanischen Schriftstellerin Bonnie Garmus handelt es sich um einen amüsanten und sehr lesenswerten Roman. Im Mittelpunkt des Romans steht die hochbegabte Chemikerin Elisabeth Zott, die Ende der 1950er Jahre an einer US-amerikanischen Universität arbeitet – zu einer Zeit, in der Frauen keinerlei Chancen auf einen beruflichen Aufstieg hatten. Typisch für die Zeit werden Elisabeth Zotts Forschungsergebnisse, die durchaus nobelpreisverdächtig sind, nicht von ihrer männlichen Umwelt wahrgenommen, bzw. diese machen sich ihre Ergebnisse sogar zu eigen. Elisabeth Zotts Arbeitsalltag ist geprägt von den psychischen und physischen Herabsetzungen ihrer männlichen Kollegen, die sie zur Schreibkraft degradieren. Das ändert sich, als Elisabeth den ebenfalls sehr brillanten, aber sehr schrulligen Chemiker und Ruderer Calvin Evans kennenlernt, der ihr auf Augenhöhe begegnet und den sie schließlich heiratet. Zusammen haben die beiden eine gemeinsame Tochter, die ihren Vater jedoch nie kennenlernen wird, denn Calvin stirbt auf tragische Weise bei einem Unfall. Nach Calvins Tod wird Elisabeth Zott aus dem Institut gedrängt, Ursache ist die konservative Auffassung ihrer männlichen Kollegen, die in der ungewollten Schwangerschaft von Zott einen Angriff auf das bigotte und konservative Wertesystem der Gesellschaft sehen. Nach ihrem Rauswurf aus dem Institut baut Elisabeth Zott ihre Küche zu einem Labor um, in dem sie nun, als alleinerziehende Mutter, weiter ihrem Forschungsschwerpunkt der Abiogenese nachgeht. Um finanziell über die Runden zu kommen, landet Elisabeth Zott schließlich in der Kochshow „Essen um sechs“, in der sie ihren Zuschauern die chemischen Reaktionen beim Kochen erklärt. Die Sendung, die v. a. von den Frauen in den USA begeistert aufgenommen wird, wird ein landesweiter Erfolg. Das liegt jedoch nicht nur an dem ungewöhnlichen Auftreten von Elisabeth Zott – Zott tritt im Laborkittel auf – sondern an der Art und Weise, wie sie ihrem Publikum die chemischen Prozesse erklärt. Dabei geht Elisabeth Zott ganz selbstverständlich von einem hohen intellektuellen Anspruch ihrer Zuschauerinnen aus und gibt diesen gleichzeitig zahlreichen Ermutigungen und Lebenstipps, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Die begeisterten Rückmeldungen und Dankesschreiben die Elisabeth Zott im Anschluss an ihre Kochschow erhält, sprechen für sich.
Didaktische Hinweise
Bei Bonnie Garmus‘ „Eine Frage der Chemie“ handelt es sich – wie bereits erwähnt – um eine sehr amüsante und lesenswerte Lektüre, die auch Schülerinnen und Schüler der Oberstufe ansprechen dürfte. Der Roman ist nicht nur historisch interessant, da er die Rolle der Frau in den 50er und 60er Jahren beschreibt, sondern er spricht auch ganz aktuelle Themen an, die im Politik und Gesellschaft- oder Ethikunterricht diskutiert werden. Folgende Aspekte machen den Roman bzw. Auszüge aus dem Roman auch für eine Behandlung im Unterricht interessant:
- Gleichberechtigung und Gleichstellung der Frau (auch gesetzlich)
- Frauen und Naturwissenschaften (vgl. z. B. die Verleihung des Nobelpreises an überwiegen männliche Forscher)
- Gesellschaftliche Wertschätzung (z. B. „Hausfrauenprämie ...)
- Rolle als alleinerziehende Mutter (Gefahr der Armut)
- Feministische Revolte in den 60er Jahren
- Feminismus / Emanzipation
- Sexismus am Arbeitsplatz
- Karrierechancen von Frauen (z. B. Equal Pay)
- Rollenverteilung
Gattung
- All Age
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 10 bis 13Fächer
- Chemie
- Deutsch
- Englisch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
- Sozialkunde/Politik und Gesellschaft
FÜZ
- Familien- und Sexualerziehung
- Kulturelle Bildung
- Alltagskompetenz und Lebensökonomie
- Berufliche Orientierung
- Politische Bildung
- Soziales Lernen
- Werteerziehung
Erscheinungsjahr
2022ISBN
9783492071093Umfang
464 SeitenMedien
- Buch
- E-Book
- Hörbuch