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Heinz Strunk: Ein Sommer in Niendorf

Besprechung

Der Roman „Ein Sommer in Niendorf“ wurde von Heinz Strunk verfasst. Im Mittelpunkt des Romans steht der Anwalt Roth, der sich eine dreimonatige Auszeit von seinem Beruf genommen hat, um ein Buch über seine Familiengeschichte zu schreiben, die seiner Meinung nach im besten Fall sogar Potenzial für eine Verfilmung bei Netflix, Amazon Prime, RTL+ oder Disney+ hat und die er dann als Starautor auf ausverkauften Lesereisen einem großen Publikum präsentiert. Hierzu hat sich Roth ein Zimmer in dem Ostseebad Niendorf genommen, dem Ort, an dem zu Beginn der der 1950er-Jahre die Gruppe 47 tagte. Doch anders als erwartet findet Roth in Niendorf keine Inspiration, mit dem Schreiben will es nicht so richtig klappen. Die Tonbänder mit den Aufzeichnungen seiner Familiengeschichte, die Roth täglich abhört, erweisen sich als ungeeignet. Auch Niendorf selbst präsentiert sich, anders als erwartet, als hässliche, heruntergekommene Stadt. Gleich bei seiner Ankunft lernt Roth seinen Vermieter Breda kennen, mit dem er im Verlauf des Romans eine eher unfreiwillige Freundschaft eingeht. An dem vulgären Säufer Breda, der sich gleichzeitig als Strandkorbvermieter und Spirituosenhändler verdingt, führt in Niendorf kein Weg vorbei. Bredas adipöse Freundin Simone steht ihm in keiner Weise nach. Roth, der stolz auf seine moralische und intellektuelle Überlegenheit ist, hat für Breda zunächst nichts als Herablassung übrig. Nach und nach entwickelt sich zwischen Roth und Brenda eine bizarre Freundschaft, die – je intensiver sie wird – Roth mehr und mehr in den Abgrund reißt. Roth kann immer weniger Bredas Sog widerstehen und endet schließlich genau dort, wo auch Breda unterwegs ist – in Absturzkneipen. Eine Rückkehr in sein altes Alltagsleben scheint für Roth nicht mehr möglich zu sein. Roth, seiner ursprünglichen Welt entfremdet, verlängert schließlich seinen Aufenthalt in Niendorf und es deutet sich an, dass er diesen Ort nie mehr verlassen wird. 

Didaktische Hinweise

Bei Heinz Strunk handelt es sich um einen der wichtigsten Gegenwartsautoren, der es auf seine ganz eigene Art du Weise schafft, verkommene und trostlose Milieus realistisch nachzuzeichnen. Das schafft Strunk gerade durch den ihm innewohnenden Sprachstil, der häufig in der sehr dichten Aufzählung von Unästhetischem kulminiert. Heinz Strunks Roman „Ein Sommer in Niendorf“, der immer wieder mit Thomas Manns Novelle „Tod in Venedig“ verglichen worden ist, eignet sich deswegen auch in Auszügen für den Deutschunterricht der Oberstufe. Im Grunde handelt es sich bei „Ein Sommer in Niendorf“ um eine Art Anti-Tod in Venedig, denn anders als der erfolgreiche Schriftsteller Gustav von Aschenbach, der nach Venedig reist und dort der Schönheit Tadzios verfällt und schließlich an Cholera stirbt, präsentiert sich Niendorf als ein Ort ohne Schönheit und Ästhetik, an dem Roth zunehmend der abstoßenden Erscheinung Bendas verfällt und daran zugrunde geht. 

Gattung

  • Romane

Eignung

als Theorie für Lehrkräfte

Altersempfehlung

Jgst. 12 bis 13

Fächer

  • Deutsch

FÜZ

  • Alltagskompetenz und Lebensökonomie
  • Soziales Lernen
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2022

ISBN

9783498002923

Umfang

240 Seiten

Medien

  • Buch