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Friedrich Ani: Der namenlose Tag. Ein Fall für Jakob Franck

Besprechung

Wenn man am Ende des Romans angelangt ist, versteht man das erste Kapitel. Beim ersten Lesen bleibt es ziemlich im Dunkeln, welches Kind da unterm Sofa nach einem Porsche Carrera sucht, warum Vater und Mutter so schreien und schließlich die Mutter den Namen des Kindes ruft. Der Bruder des Zahnarzts und Vater des Kindes war ins Gefängnis gekommen, weil er seine Frau getötet hatte, daher hatte der Zahnarzt seinen Neffen an Kindesstatt angenommen. Dieser aber war auf die schiefe Bahn geraten und die Pflegeeltern hatten ihn aus den Augen verloren. Als Neunjähriger hatte er sich mit einem acht Jahre älteren Mädchen angefreundet, die schwierig und ziemlich unglücklich war. Als sie beschloss, im mütterlichen Obstgarten einen Selbstmord vorzutäuschen, um ihre Umgebung, vor allem aber ihre Eltern auf sich aufmerksam zu machen, brachte der Junge ihr wie gewünscht ein Seil. Und dann kommt es zu einer Wiederholung der Szene vom Anfang: Das Mädchen rutscht aus, erhängt sich versehentlich und der Junge sitzt im Gebüsch daneben und schafft es, im Schock erstarrt, nicht, Hilfe zu holen.

Der Vater des Mädchen, Ludwig Winther, sucht Kommissar Franck auf, der mit dem Fall des vermuteten Selbstmords insofern betraut wurde, da er ein Spezialist für das Überbringen von Todesnachrichten war, weshalb er die Mutter des Mädchens aufgesucht und sie sieben Stunden im Arm gehalten hatte. Davon weiß Ludwig Winther nichts. Seine Frau hat sich ein Jahr nach der Tochter selbst getötet. Winther glaubt aber zu wissen, dass jemand seine Tochter umgebracht haben müsse, und bittet Franck, der von seiner Frau getrennt lebt und nach seiner Pensionierung leicht depressiv herumhängt, den Fall wieder aufzunehmen. Zunächst widerwillig, dann zunehmend von seiner Mission überzeugt, begibt sich Franck auf die Suche. Dass er sogar die Schwägerin seines Auftraggebers in Berlin aufsucht, überrascht, aber sie kann, obwohl zwanzig Jahre vergangen sind, einiges beitragen zu der Aufklärung, die am Ende erfolgt. Und damit ist der Leser wieder auf den Anfang verwiesen. Wenig überraschend ist der Romane linear, unterbrochen von Rückblenden, aus der Sicht des Pensionisten erzählt. Viel wörtliche Rede in gepflegtem Süddeutsch (g'legt, auf'passt) und einiges Lokalkolorit des weitgehend in München spielenden Romanes unterhalten die Leserin/den Leser. Manche Klischees wären zu vermeiden gewesen. Oder muss der Kommissar einen 15 Jahre alten Ford fahren, seine Frau Bibliothekarin sein und ein kariertes Holzfällerhemd anhaben und der Zahnarzt junge Mädchen vernaschen? Auch sprachlich hat Ani große Ansprüche, weiß sie aber nicht immer zu erfüllen: „Sie starb auf der Generalprobe für ihr neues Leben“ zum Beispiel meint die Absicht, einen Selbstmord vorzutäuschen. Wie ein roter Faden zieht sich die Formulierung „sein Arbeitszimmer, das nie ein Kinderzimmer geworden war“ durch den Romane und soll dem Leser wohl vom vergeblichen Kinderwunsch des Kommissars oder seiner Frau erzählen?

Didaktische Hinweise

Die Struktur eines Detektivromans lässt sich hier gut verfolgen. Das Motiv des pensionierten Kommissars, den sein Beruf nicht loslässt, regt zu Vergleichen an, zum Beispiel mit H. Mankell. Personenbeschreibungen werden den Schülerinnen und Schülern nicht schwerfallen. Ein Drehbuch zu einzelnen Szenen zu schreiben, kann eine Aufgabe sein. Zum Buch gibt es eine CD, gelesen von U. Machtveitl & ebook.

Gattung

  • (Kinder-) Kriminalliteratur, Thriller (Horror, Gruselliteratur)

Eignung

in Auszügen geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Deutsch

Erscheinungsjahr

2015

ISBN

9783518424872

Umfang

301 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book
  • Hörbuch