Friedrich Ani: Letzte Ehre
Besprechung
Ein rasante Fahrt durch die Abgründe männlicher Gewalt
Friedrich Ani schreibt Krimis, Theaterstücke, Jugendbücher und Lyrik. Sein vielseitiges Werk ist preisgekrönt und viele seiner Romane sind verfilmt worden, zum Beispiel seine Krimis um Kommissar Tabor Süden, der keine Mordfälle löst, sondern in der Vermisstenstelle arbeitet. Außerdem verfasst Ani Drehbücher, unter anderem für den „Tatort“, und zusammen mit seiner Frau Ina Jung für die Kultserie „München Mord“.
Die Handlung von Anis neuestem Roman wird von Oberkommissarin Fariza Nasri selbst erzählt, die herausfinden muss, was mit der siebzehnjährigen Finja passiert ist; eine Leiche gibt es zunächst noch nicht, aber Finjas widerlicher Stiefvater verhält sich verdächtig. Noch verdächtiger sind seine Aktivitäten mit Freunden auf einer Jagdhütte, in die regelmäßig eine Prostituierte geladen wird, die bei ihrem letzten Besuch von den drei Männern halbtot geprügelt wird.
Der Fall wird schneller gelöst, als Polizisten und Leserinnen und Leser erwarten, denn Finja ist wider Erwarten das Opfer sexueller Praktiken, die sie mit einem Freund ausprobiert hat. Der Stiefvater dagegen hat die Leiche verschwinden lassen und ist zumindest an diesem Tod unschuldig. Allerdings ist für Fariza Nasri damit die Welt längst nicht wieder in Ordnung, denn ihre beste Freundin Catrin wird schwerstverletzt und bewusstlos in ihrer Wohnung aufgefunden. Catrin, verheiratet mit einem von Farizas Kollegen, führt eine scheinbar glückliche Ehe, hat sich aber, das hat sie der Ich-Erzählerin einige Tage zuvor erzählt, mit einem anderen Mann eingelassen. Sie nennt weder seinen Namen noch beschreibt sie ihn, weshalb sich Fariza zunächst ganz darauf konzentrieren muss, ihn zu finden, was ihr zwar gelingt, aber damit ist sie keinen Schritt weitergekommen, denn einen Nachweis, dass dieser Mann Catrin verletzt hat, kann Fariza nicht erbringen. Catrin erliegt ihren Verletzungen und Fariza erkennt schließlich, dass die Lösung, wie so häufig bei Gewalt gegen Frauen, ganz nah liegt. Catrins Mann hat seine Frau aus Wut über ihren Seitensprung auf grausame Art und Weise totgeprügelt.
Didaktische Hinweise
Die Welt, durch die sich die Ich-Erzählerin unsicher tastend bewegt, wird zunehmend undurchschaubarer und grauenvoller. Sie selbst verliert sich immer wieder in den Alkohol, findet weitere verlorene Seelen, die aber weder ihr noch einander helfen können, in einer Welt, die von der Gier und der Gewalttätigkeit mancher Männer beherrscht wird. Auch Fariza ist in der Vergangenheit ihr Opfer geworden, hat sich jedoch an ihrem Peiniger gerächt, dessen Sohn nun ihr nach dem Leben trachtet.
Der düstere Roman geht unter die Haut und lässt Leserinnen und Leser mit der Hauptfigur mitfiebern. Im Unterricht wird man ihn wohl nur in den höheren Jahrgangsstufen lesen können und man sollte dabei die Thematik unbedingt mit Sachtexten und weiteren Informationen ergänzen, damit sichtbar wird, dass Anis Roman kein reines Fantasiegebilde ist und dass für Frauen, die von Männern misshandelt wurden, das Leben danach nicht einfach weitergeht, sondern unwiderruflich beschädigt ist. Hilfreiche Informationen und Materialien zum Thema finden sich auf der Website des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Gattung
- (Kinder-) Kriminalliteratur, Thriller (Horror, Gruselliteratur)
- Romane
Eignung
als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 10 bis 13Fächer
FÜZ
- Familien- und Sexualerziehung
- Soziales Lernen
- Werteerziehung
Erscheinungsjahr
2021ISBN
9783518429907Umfang
270 SeitenMedien
- Buch
- E-Book