Davide Morosinotto: Shi Yu – die Unbezwingbare

Besprechung

Eine packende Geschichte über das Leben einer chinesischen Piratin

Der preisgekrönte Autor der „Mississippi-Bande“ hat einen weiteren historischen Roman geschrieben. Dieses Mal führt er die Leserinnen und Leser in die Welt der chinesischen Piraten des 19. Jahrhunderts.

Zu Beginn der Geschichte ist Shi Yu sechs Jahre alt und schuftet in einer Gastwirtschaft in Kanton, wo sie vom Besitzer geschlagen und wie eine Sklavin gehalten wird. Sie ist allein auf der Welt, hat weder Eltern noch Geschwister noch Freunde, sieht man von der alten, gebrechlichen Köchin ab, die sich ein wenig um Shi Yu kümmert.

Ihr Leben ändert sich jedoch, als im Lokal der etwa gleichaltrige Li Wei mit dem Fuß eine Suppenschale auffängt, die Shi Yu vom Tablett gerutscht ist. Diese ungewöhnliche Fähigkeit möchte Shi Yu auch lernen und vor allem würde sie sich gerne gegen den brutalen Gastwirt Bai Bai wehren, der sie immer wieder verprügelt.

Schließlich wird Shi Yu von Li Weis Großvater Li Peng in der Kampfkunst unterrichtet. Als sie zwölf Jahre alt ist, gelingt es ihr, sich gegen Bai Bai zur Wehr zu setzen, der sie fortan nicht mehr zu schlagen wagt.

Shi Yus Schicksal nimmt jedoch einen völlig anderen Verlauf, als sie von Piraten entführt wird, die sie nur deshalb nicht töten, weil sie es schafft, einen der ihren im Kampf zu besiegen.

Fortan lebt Shi Yu mit den Piraten und findet in Nachtfalter einen neuen Lehrer, der sie in der Kampfkunst des „Wushu der Luft und des Wassers“ unterweist. Shi Yu wird darin zu einer Meisterin und fliegt von Schiff zu Schiff, was ihr den Namen „Fliegende Klinge“ einbringt. Sie kämpft und tötet wie ein Mann und steigt schließlich zur Kommandantin einer riesengroßen Piratenflotte auf, welche die Meere beherrscht und selbst den Kaiser in Bedrängnis bringt. Sie ist so mächtig geworden, dass niemand mehr wagt, sie in die Schranken zu weisen.

Der allgewaltige Eunuchenfürst Cao Feng jedoch will ihrer habhaft werden und durch eine hinterhältige List gelingt es ihm, sie gefangen zu nehmen. Shi Yu wird vor Gericht gestellt und zu ihrem Entsetzen von ihrem Jugendfreund Li Wei, der nach dem Mord an seinem Großvater von einem hohen Beamten adoptiert worden ist, zum Tode verurteilt.

Die folgenden Jahre im Gefängnis sinnt Shi Yu auf Rache, erträgt die Folter und vervollkommnet ihre Kampfkunst, bis sie mit den anderen Gefangenen ausbricht und zu ihrer Flotte zurückkehrt. Hier jedoch muss sie erkennen, dass diese sich zerstreut hat und ein Teil von ihrem Mann Blauer Tiger befehligt wird, den sie geschickt ausmanövrieren muss, denn nach den Gesetzen der Zeit hätte sie sich ihm unterordnen müssen.

Am Ende des Romans lösen sich alle Rätsel auf, der Mörder Li Pengs wird bestraft, Li Weis merkwürdiges Verhalten findet eine Erklärung, Shi Yu schließt einen Vertrag mit dem Kaiser, löst ihre Flotte auf, eröffnet Gasthäuser in dem Gebiet, das sie zuvor mit ihrer Flotte beherrscht hat und lebt glücklich mit Li Wei und ihren Kindern.