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Davide Morosinotto: Die dunkle Stunde des Jägers

Besprechung

Was braucht es, um zu überleben?
Die sechs Steinzeit-Kinder, die einen Vulkanausbruch oder zumindest eine Feuersbrunst überlebt haben, wissen, was es braucht: Nahrung, Wasser, Feuer, einen Unterschlupf. Fünf von ihnen sind unter dem gleichen Mond geboren und auch im Umkreis der anderen Stämme deshalb schon fast eine Sensation. Nie wurden einem Stamm in einem so kurzen Zeitraum so viele Kinder geboren. Für die abergläubischen Menschen der Steinzeit ist das kein gutes Zeichen.
Die Kinder sind mit verschiedenen Gaben gesegnet. Ama kann Geschichten erzählen, Beri hat die Gabe des Feuers, Ocho ist ein Fährtenleser und Cato Kundschafter und Meister im Seile flechten. Roqi hat gerade seine Gabe entdeckt, die des Tötens. Die jüngere Hona scheint eine Heilerin zu werden. Hat man seine Gabe gefunden, kann ein Junge zum Mann werden und sich dann eine Frau nehmen. Als Initiationsritual bedarf es vorher einer erfolgreichen Jagd, bei der einer der wenigen noch lebenden Giganten getötet werden muss. Dafür hatte sich der Stamm auch aufgemacht, bevor alle Erwachsenen dem großen Feuer zum Opfer fielen. Die sechs Kinder schaffen es, mit ihren Gaben alleine zurechtzukommen. Doch bald ereilt sie das nächste Unglück und sie verlieren einen aus dem Kreis. Als sie auf einen allein umherziehenden Wanderer treffen, schöpfen sie neue Hoffnung, denn er will sie zu einem Stamm bringen. Vielleicht ist die Gemeinschaft bereit, diese Kinder trotz der Belastung, die fünf weitere Esser darstellen, aufzunehmen. Auf dem Weg zur Gruppe entdecken sie Giganten: Ein Geschenk für den Stamm und auch für sie, denn damit könnten die Jungen zu Männern werden. Doch wieder ereilt alle ein Unglück…

Didaktische Hinweise

Der kindliche Leser fiebert bei all diesen Ereignissen mit, vor allem mit Roqi, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird. Roqi hat seine Gabe noch nicht von einem Schamanen bestätigt bekommen, so muss er mit Hona zusammen immer ganz hinten laufen. Erfolge, die er erringt, stellt er daher wohl extra, vielleicht auch übertrieben, heraus. Das, was der Gruppe und besonders ihm zustößt, ist eine ganze Menge. Es ist für Kinder, für die das Buch geschrieben ist, am Ende viel: viel Tod, viel Traurigkeit, viel Hoffnungslosigkeit. Schicksalsschläge ereignen sich schnell und unverhofft. Vielleicht ist das für den einen oder anderen zu viel. Kindliche Leser sehnen sich nach allem, was Roqi geschieht, nach so etwas wie einem Happy End. Davide Morosinotto bietet das - realistischerweise - nicht an. Das weiß der Autor selber, wie er in seinem Schlusswort schreibt. Hoffnung bleibt aber dennoch, da der Autor die Figur des alleine umherziehenden, starken Wanderers entworfen hat.
Dazu werden in der Beschreibung der letzten Giganten und der sich ändernden Temperaturen und Lebensbedingungen auch die Veränderungen von Natur und Klima aufgegriffen, dafür erhielt das Buch im Dezember 2022 eine Leseempfehlung von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur.  
Wie man es von Morosinotto gewohnt ist, nimmt der Autor seine Leser durch seine anschauliche Erzählweise mit. Er findet für die damalige Tier- und Pflanzenwelt eine bildreiche Sprache. Mit Hilfe eines Glossars am Ende kann man seine angestellten Vermutungen zu Tieren und Pflanzen überprüfen. So fühlt man sich rasch und intensiv in diese raue, weit zurückliegende Zeit ein. In ihr beherrschen die Menschen nicht Natur und Umwelt, vielmehr ist ihr Leben vom Glauben und Aberglauben, den Kräften der Natur und der Gemeinschaft geprägt. Eine ganz andere, bisweilen sehr ernüchternde Erfahrung. 

Gattung

  • Romane

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen und zum Vorlesen

Altersempfehlung

Jgst. 6 bis 8

Fächer

  • Geschichte
  • Deutsch

FÜZ

  • Alltagskompetenz und Lebensökonomie
  • Kulturelle Bildung
  • Soziales Lernen

Erscheinungsjahr

2022

ISBN

9783522202886

Umfang

277 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book