mobile Navigation Icon

Annette Hess: Deutsches Haus

Besprechung

Im Roman „Deutsches Haus" von Annette Hess lernen die Leserinnen und Leser die 24-jährige Eva Bruhns kennen, die in Frankfurt am Main im Jahre 1963 ein gut bürgerliches Leben im Kreise ihrer Eltern und 2 Geschwister führt. Eva wird durch einen Zufall als Dolmetscherin für Polnisch in einem der ersten Auschwitz-Prozesse in Frankfurt angefragt, um die Zeugenaussagen zu übersetzen. Sie ist zuerst hin- und hergerissen, denn ihr Umfeld – Familie und Verlobter – versucht, sie davon abzubringen, diese Aufgabe zu übernehmen. Doch Eva setzt sich durch und geht der Aufgabe fast bis zum Ende des Prozesses nach. In dieser monatelangen Prozesszeit erfährt Eva viel über die Vorgänge und Gräueltaten im polnischen Vernichtungslager, von dem sie vorher noch nie etwas gehört hat. Je länger der Prozess dauert, umso mehr verändert sich Eva. Sie hinterfragt die offen zur Schau getragene Teilnahmslosigkeit der Angeklagten sowie die anscheinende Ahnungslosigkeit und Verleugnung der Taten durch das damalige Volk. Sie muss erkennen, dass auch ihre Eltern weggeschaut haben und bricht infolgedessen den Kontakt zu ihnen ab. Von Schuldgefühlen getrieben, versucht sie auf eigene Faust, Kontakt zu Überlebenden des Lagers aufzunehmen, um sich im Nachhinein für das erfahrene Leid zu entschuldigen, muss jedoch erkennen, dass es weder für sie noch für das deutsche Volk eine Absolution geben kann.

Das Buch zeigt deutlich, wie schwer sich die Nachkriegsgesellschaft mit der Aufarbeitung der eigenen Geschichte tut und wie auch nachfolgende Generationen sich den Schulgefühlen nicht entziehen können.

Didaktische Hinweise

Deutsch:

Buch - Film - Vergleich (Literaturverfilmung aus dem November 2023 mit Drehbuch der Autorin, Disney +, 5 x 50 Minuten), Erarbeitung inhaltlicher Unterschiede, Charakterisierung der Protagonistin Eva und anderer Figuren wie Davis Miller, Jürgen Schoormann, Vater und Mutter Bruhns

Lineare Erörterung: Rassismus ist ein immer wiederkehrendes Phänomen in vielen Gesellschaften. Welche Gründe begünstigen diese Erscheinung? Wie kann dieser Entwicklung entgegengewirkt werden?

Geschichte:

Erstellung eines Zeitstrahls mit geschichtlichen Ereignissen von 1933 – 1963, geografische Darstellung der Haupt-Vernichtungslager im 2. Weltkrieg, evtl. Besuch eines Vernichtungslagers, Bedeutung des Begriffes Holocaust im Nationalsozialismus – Bedeutung heute

Ethik / Religion:

Umgang mit Schuld und Mitschuld, Familie als Lebensform der Nachkriegszeit, Die Rolle der Frau in den 1960er-Jahren und heute

Politik und Gesellschaft:

Ablauf eines Gerichtsverfahrens – Aufgaben von Verteidigung und Anklage, Urteilsfindung und Verjährung von Straftaten, Besuch einer Gerichtsverhandlung, Diskussionsthemen: Was bedeutet Gerechtigkeit? Was sind die Aufgaben eines Rechtsstaates?

 

Gattung

  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Geschichte
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft
  • Interkulturelle Erziehung

FÜZ

  • Interkulturelle Bildung
  • Politische Bildung
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2019

ISBN

9783548061177

Umfang

368 Seiten

Medien

  • Buch