mobile Navigation Icon

#lesen.bayern » Bücher für Kinder, Jugendliche und (junge) Erwachsene » Besprechungen Belletristik » (Kinder-) Kriminalliteratur, Thriller (Horror, Gruselliteratur)

Andreas Steinhöfel: Beschützer der Diebe

Besprechung

Von wegen langweilige Ferien in der Stadt. Guddie, Dags und Olaf treffen sich am Bahnhofsvorplatz in Berlin und beschließen, lieber nicht in den Zoo zu gehen, sondern stattdessen Passanten zu verfolgen. Ausgerechnet dabei beobachtet Guddie vor dem Pergamon Museum eine waschechte Entführung.  Dem Entführer gelingt es, noch einen Zettel mit einem verschlüsselten Code aus Buchstaben und Zeichen zurück zu lassen, was die drei Freunde dazu veranlasst, dem Fall genauer nachzugehen. Nachdem sie bei der Polizei nur wenig ernst genommen werden, versuchen sie kurzer Hand den Fall selbst zu lösen. So beginnt eine abenteuerliche Verfolgungsjagd durch Berlin, bei der sie herausfinden, dass im Pergamon Museum das „Tor von Milet“ gestohlen werden soll. Mit viel Spürsinn und Kombinatorik gelingt es ihnen, den Verbrechern auf die Spur zu kommen. Unterstützt werden sie bei ihrer Jagd von einem Fotografen und dessen Freund, einer leicht verrückten Tante und von Dags dressierter Laborratte Romeo.

Andreas Steinhöfel stellt gerne nicht ganz durchschnittliche Menschen in den Mittelpunkt seiner Kinder- und Jugendbücher, so auch hier. Dagmar, kurz Dags, eine der drei ungleichen Freunde in „Beschützer der Diebe“, ist ein ziemlich intelligentes Mädchen, das verschieden farbige Augen und eine Laborratte zum Freund hat. Ihre Cousine Gudrun „Guddie“ leidet unter der Trennung ihrer Eltern, weswegen sie gerade erst nach Berlin umgezogen ist. Bleibt noch Olaf, ein Junge mit wohlhabenden Eltern, der offensichtlich Kleptomane ist und zufällig auf die beiden Mädchen trifft. Auch hier zeigt Andreas Steinhöfel großes Empathievermögen im Beschreiben vom Fühlen und Denken der Kinder. Die Freunde gehen verständig und friedfertig miteinander um, sodass der Leser die Figuren von Anfang an sympathisch findet und deren Entwicklung gespannt mit verfolgt. Darüber hinaus werden die Orte und Handlungen präzise und schlüssig dargestellt. Ein großartig erzähltes Abenteuer, in eloquenter Sprache. Auch wenn der Wechsel der Erzählperspektive dem Leser Einiges an Flexibilität zumutet, denn es erzählt abwechselnd immer eine der drei Hauptpersonen aus seiner Perspektive in der jeweiligen Situation (Cliffhanger). Gerade in sprachlicher Hinsicht, aufgrund des wortgewandten und ausdrucksstarken Erzählstils, eine absolut empfehlenswerte Lektüre in der Sekundarstufe I, der 6. und 7. Jahrgangsstufe.

Didaktische Hinweise

Die Lektüre lässt sich im Unterricht in vielfacher Weise begleitend und vertiefend bearbeiten. Eine Stadtplan Rallye durch Berlin bietet sich an, bei der zum Beispiel zentrale Handlungsorte auf einem Stadtplan mit Fähnchen und Info „Pinn“ zetteln ergänzt werden. Weil der Autor sehr präzise Plätze und Lage von Orten wie z. B. dem Pergamonmuseum, dem Gendarmenmarkt oder des französischen Doms beschreibt, eröffnet die Lektüre dazu viele Anhaltspunkte.

Gerade das Pergamonmuseum als zentraler Handlungsort offeriert nachhaltiges und selbstständiges Lernen durch Recherchearbeit. So kann das Recherchieren als Lesemethode, vgl. Selbstständiges Lernen durch Recherche eingeführt bzw. trainiert werden.

Einen ersten informativen Eindruck zum Aufbau, zur Baugeschichte und Weiterentwicklung des Museums vermittelt die Homepage des Pergamon Museums  mit dem „Imagefilm Pergamonmuseum“ (3:19 min) und dem Video „Pergamon reloaded“ (3:51 min). Weitere Recherchearbeiten oder Kurzreferate in Teams speziell zum „Markttor von Milet“ und  dem „Pergamonaltar“ können sich anschließen.

Auch zur „Architektur des Museums“, zum „Autor“, zur „Entstehungsgeschichte des Jugendbuches“ (vgl. Kapitel „Rückblick auf den Beschützer der Diebe“ S.286-300 von Andreas Steinhöfel) und zu „Hermes“, dem Beschützer der Diebe in der Mythologie, und zugleich Titelgeber des Jugendbuches, ließen sich Lernplakate gestalten und als Methode trainieren (Plakate gestalten).

Zudem sind zu Andreas Steinhöfels „Beschützer der Diebe“ bereits mehrere ausführliche Unterrichtsmodelle erschienen:

  • Katharina Kaiser: Einfach Deutsch Unterrichtsmodell Andreas Steinhöfel: Beschützer der Diebe Klassen 5-7. Westermann Verlag 2018
  • Prof. Dr. Michaela Greisbach: einfach lesen! Leseförderung für Fortgeschrittene. Niveau 3. Beschützer der Diebe: Ein Leseprojekt nach dem Jugendroman von A. Steinhöfel. Arbeitsbuch mit Lösungen. Cornelsen Verlag 2003.  Leseheft für den Förderunterricht. Lektüre in gekürzter, einfacher Sprache mit Aufgaben und Lösungen.
  • Jutta Bartels: Beschützer der Diebe. Unterrichtsvorschläge und Kopiervorlagen für die Sekundarstufe I (5.-10. Klasse) Literaturstunden. Auer Verlag 2017

Außerdem sind zum renommierten Autor mehrere Informationen und Interviews zum Nachlesen bzw. zum Download abrufbar, unter anderem:

  • www.kinderbuch-couch.de Interview mit dem Autor. 04/2008.
  • http://www.rossipotti.de/ Kinder-Literaturlexikon. Rubrik: Autoren
  • YouTube Video mit dem Autor 3:47min. Südwestpresse swp.de 2014.
  • YouTube Video „Dirk und wir“ Interview mit Andreas und Dirk Steinhöfel (Bruder und Illustrator). 40:16 min. Südpolshow 2014

 

Gattung

  • (Kinder-) Kriminalliteratur, Thriller (Horror, Gruselliteratur)
  • Romane

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 6 bis 7

Fächer

  • Deutsch

FÜZ

  • Alltagskompetenz und Lebensökonomie
  • Familien- und Sexualerziehung
  • Kulturelle Bildung
  • Soziales Lernen
  • Sprachliche Bildung
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

1994

ISBN

9783551356659

Umfang

304 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book
  • Hörbuch