Martin Muser: WEIL.

Besprechung

Georg: Warum tun Sie das?
Paul: Warum nicht?
(Funny Games)

Dieses vorangestellte, leicht zu überlesende Zitat hätte einen hellhörig machen können. Es hätte Warnung vor dem, was da kommt, sein können. Aber dann hat man das Buch in der Hand und kann es nicht mehr weglegen, obwohl – oder gerade weil – man weiß, dass das nicht gut ausgeht…

Fünf Freunde und Schulkameraden treten am Wochenende eine Fahrt ins Grüne an, um in einem Ferienhaus gemeinsam Ethik für die Abiturprüfung zu lernen. Sie könnten unterschiedlicher kaum sein: Knut ist das Kind einer gut situierten Akademikerfamilie. Auch Esther stammt aus wohlhabenden Verhältnissen, ihren Eltern gehört das Ferienhaus. Ihr selber sind Werte wichtig, sie lebt vegan und hat nach dem Abitur einen der begehrten Praktikumsplätze bei den Vereinten Nationen ergattert. Die türkischstämmige Selin weiß auch, was sie will. Sie musste für vieles kämpfen und begehrt gegen jede Form von Ungerechtigkeit auf. Nach dem Abitur wird sie als Volunteer in ein Geflüchtetencamp nach Griechenland gehen. Ihr Freund, der dunkelhäutige Philipp, weiß wie Knut noch nicht so genau, was er nach dem Abi machen will. Manuel, dessen Mutter drei Kinder in einer Sozialbausiedlung großzieht, fährt alleine mit, weil seine Freundin gerade Schluss gemacht hat. Er hat gelernt, möglichst immer diplomatisch zu handeln und Konflikte zu vermeiden.

Auf dem Weg zum Ferienhaus nehmen die Freunde in ihrem Bus einen gleichaltrigen Anhalter mit. In den kurzen Gesprächen über die Reiseziele und -gründe erweist sich Liam, wie der Junge heißt, als unsympathisch und irgendwie komisch. Als Liam an einer Tankstelle die Toilette aufsucht, beschließen sie spontan, ohne ihn weiter zu fahren. Liam hat aber seine Tasche im Bus vergessen. Esther will die Tasche zurückfahren, die anderen beschließen kurzerhand sie aus dem Fenster in den Straßengraben zu werfen. Ein Fehler. Und diesen Fehler musste jemand wieder gutmachen. So wird es im Buch zu lesen sein. In diesem Fall sind das Liams Bruder Hank und dessen Freund Arne. Sie kommen ins Haus und fordern die Tasche. Ab diesem Moment befinden sich die Hauptfiguren in einer Spirale aus Gewalt, die sie zu spät erkennen und der sie letztlich nur verzweifelte, ins Leere laufende Rettungsversuche entgegensetzen können.