Reinhard Kleist: Der Boxer: Die Überlebensgeschichte des Hertzko Haft

Besprechung

Die Graphic Novel erzählt das Leben des jüdischen Boxers Hertzko Haft, der im 2. Weltkrieg nach Auschwitz deportiert und dazu gezwungen wurde, mit anderen Häftlingen bis zum Tod zu boxen, um SS-Offiziere dadurch zu unterhalten. Die Geschichte Hafts beginnt 1941 in Polen. Gerade frisch verliebt in das Nachbarmädchen Leah wird er von den Deutschen deportiert und durchläuft mehrere KZs, in denen er zur Unterhaltung der SS-Offiziere gegen andere Häftlinge um sein Leben boxen muss. Kurz vor Kriegsende gelingt ihm die Flucht bei einem Todesmarsch. Er schlägt sich durch, wird selbst zum Mörder und emigriert nach Kriegsende nach Amerika, wo er eine Karriere als Profiboxer beginnt. Schwer traumatisiert von den Schreckensbildern der Todeslager, in denen auch ein Großteil seiner Familie ihr Leben lassen musste, und verlassen von Gott und der Welt ist sein Leben zu dieser Zeit nur noch von einem Gedanken bestimmt: Er muss ein berühmter Boxer werden, damit ihn seine Jugendliebe Leah, deren Spur er verloren hat, durch Zeitungsartikel oder Fernsehberichte über ihn wiederfinden kann. Als es ihm schließlich Jahre später gelingt, sie aufzuspüren, liegt die krebskranke Leah schon im Sterben. Das großartig gezeichnete Werk von Reinhard Kleist zieht einen von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann. Die bedrückenden Bilder in den Konzentrationslagern, das nur noch auf das Überleben ausgerichtete Dasein der Gefangenen und das Schicksal eines Mannes, der sich von diesen Erlebnissen nie wieder wird erholen können, bewegt und lässt einen auch lange Zeit nach dem Lesen noch nicht los. Der Anhang umfasst kurze Biografien von Haft und anderen Boxern mit ähnlichem Schicksal. „Der Boxer“ wurde in der Kategorie „Sachbücher“ mit gutem Grund für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2013 nominiert.