Friedrich Ani: Totsein verjährt nicht
Besprechung
Eigentlich hat der ehemalige Mönch und jetzige Kommissar Polonius Fischer anderes im Kopf: Seine Freundin Ann-Kristin ist halbtot geprügelt aufgefunden worden. Sie ist Taxifahrerin und es hat schon mehrere Morde an Taxifahrern gegeben. Der Kommissar packt eine Tasche und zieht ins Hotel, vielleicht weil er die Wohnung ohne seine Freundin nicht erträgt. Am nächsten Tag bekommt er einen Brief von einem Jungen, der ihn aus den Ermittlungen zu einem Jahre zurückliegenden Mordfall kennt. Der Fall wurde aus unerfindlichen Gründen einer anderen Kommission übertragen und in überraschender Schnelligkeit abgeschlossen, obwohl nie eine Leiche gefunden wurde. Der Mord an der achtjährigen Scarlett Peters, einer Schulfreundin des Briefschreibers, sei von Jonathan Krumbholz, genannt Jockel, einem geistig Zurückgebliebenen, begangen worden. Dieser hatte unter dem Druck eines Verhörs zunächst gestanden, das Geständnis aber später widerrufen. Trotzdem wurde er auf Grund eines psychiatrischen Gutachtens für schuldig erklärt und zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Junge behauptet, Scarlett gesehen zu haben, und bittet Fischer, den Fall wieder aufzunehmen. Das tut er entgegen dem Rat seiner Kollegen und trotz der Drohungen seines Chefs, weil er im Grunde immer an der Art der Ermittlungen und der Schuld Jockels gezweifelt hat. Fischer ermittelt nun gleichzeitig im Fall der Taximorde und besucht seine im künstlichen Koma liegende Freundin in Großhadern... Die Figur des Polonius Fischer bleibt merkwürdig unbestimmt, obwohl die Geschichte aus seiner Perspektive erzählt wird und er viel Wut und Emotionen erlebt. Natürlich löst er beide Fälle und seiner Freundin geht es am Schluss ein wenig besser. Der Krimi beruht auf einem realen Fall. Der verurteilte Mörder sitzt in Wirklichkeit aber noch im Gefängnis. Die „Lösung“ bei Ani ist eigentlich noch schlimmer als die Wirklichkeit. Der Romane ist gefärbt durch Lokalkolorit. Wenn man München oder eigentlich vor allem den Münchner Osten und da Ramersdorf und Perlach genau kennt, wird man so manches wiedererkennen. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimi-Preis, Kategorie National 2010!
Didaktische Hinweise
Wenn noch Zeit bleibt, im Unterricht Krimis zu lesen, dann zur Analyse der Erzähltechnik. Das wären hier die ineinander verschlungenen Handlungen und Auflösungen der beiden Fälle. Die andere Möglichkeit wäre ein W-Seminar zu Münchner Kriminalromanen, deren neueste auch im jährlichen Krimi-Festival vorgestellt werden.