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Toxische Pommes: Ein schönes Ausländerkind

Besprechung

Beim Roman mit dem Titel „Ein schönes Ausländerkind“ handelt es sich um das Romandebüt der Juristin und TikTokerin Toxische Pommes, so der Künstlername der Autorin. Im Mittelpunkt des Romans steht eine dreiköpfige namenlos bleibenden Familie, die in den 1990er Jahren wegen des Jugoslawienkriegs ihre Heimat verlassen muss und nach Österreich auswandert. Die Ich-Erzählerin ist zu diesem Zeitpunkt zwei Jahre alt. Die Familie findet zunächst eine Bleibe in der Wiener Neustadt, einem Industrieviertel in Niederösterreich bei Familie Hell, wo die Mutter als Haushälterin und Kindermädchen eine Anstellung findet. Im Gegenzug darf die Familie im Nachbarhaus wohnen. Renate Hell erwartet dafür Dankbarkeit. Irgendwann gelingt es der Familie, in eine eigene kleine Wohnung umzuziehen. Während die Mutter, die eigentlich Pharmazie studiert hat, die Familie weiter mit Putzjobs über Wasser hält, schafft es der Vater, der ebenfalls beruflich hochqualifiziert ist, nie, in Österreich beruflich Fuß zu fassen, da sein Abschluss nicht anerkannt wird und er somit keine Arbeitserlaubnis erhält. Als Folge flüchtet er sich in die Hausarbeit und lenkt seine ganze Aufmerksamkeit auf die Tochter. Während der Vater immer schweigsamer wird, entwickelt sich die Ich-Erzählerin zur Vorzeigemigrantin, die in der Schule eifrig Vokabeln lernt und glitzernde Belohnungssticker in ihrem Diktatheft sammelt. Ein Fleiß, der sich, wie die Ich-Erzählerin gleich zu Beginn des Romans bitter bilanziert, nicht wirklich ausgezahlt hat. Obwohl sich die Ich-Erzählerin aus der Sicht der österreichischen Mehrheitsgesellschaft perfekt integriert hat, verschaffen ihr Designertasche, Doktortitel und der gute Job bei einer angesehenen Behörde im Wiener Gemeindebezirk kein Glücksgefühl: „Ich hatte es geschafft. Ich hatte alles erreicht, wofür meine Eltern und ich ein Leben lang hart gearbeitet hatten. Ich war perfekt [...]. Und trotz alledem fühlte ich mich innerlich tot.“ (S. 14). Denn am Ende muss sie nicht nur miterleben, wie ihre Eltern degradiert und gedemütigt werden, sondern auch, wie der einst so stolze Vater aufgrund seiner sozialen Isolation es nie geschafft hat, die neue Sprache zu lernen und auf ihre Hilfe angewiesen ist. Beschämend empfindet die Ich-Erzählerin auch die jährlichen Reisen in den Balkan, wo der Vater krampfhaft versucht, sein Gesicht zu wahren. Dass er in Österreich arbeitslos ist, dürfen seine Brüder und Cousins nicht erfahren, denn als erster Akademiker in der Familie sollte gerade er kein Versager sein.  

Didaktische Hinweise

„Ein schönes Ausländerkind“ eignet sich sehr gut als Klassenlektüre, da der Roman gerade für jugendliche Leserinnen und Leser sehr eingänglich geschrieben ist und Erfahrungen beschreibt, die einigen Schülerinnen und Schülern sicherlich nicht fremd sein dürften. Besonders authentisch ist der Roman, da die Dialoge innerhalb der Familie auf Bosnisch, Kroatisch, Montenegrinisch oder Serbisch geschrieben und in Klammern übersetzt sind. Somit liefert der Roman nicht nur einen tiefen Einblick in das Leben der Familie, sondern gleichzeitig wird auch ein Stück Sprache bzw. Migrationsgeschichte beleuchtet, das zusammen mit den Schülerinnen und Schülern erarbeitet werden kann. Anhand der Erfahrung der Familie lassen sich nicht nur die Ursachen und Umstände für die gescheiterte Integration der Eltern erarbeiten, sondern auch das anhaltende Fremdheitsgefühl der Ich-Erzählerin. Neben der Migrationserfahrung spielen auch (antislawischer) Rassismus und Klassismus im Roman eine wichtige Rolle.

 

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)

„Ein schönes Ausländerkind“ eignet sich außerdem zur Besprechung im Sinne der Bildung für Nachhaltige Entwicklung, besonders unter den Punkten Menschenwürde (8) und Weniger Ungleichheit (10).

Gattung

  • All Age
  • Romane

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft

FÜZ

  • Alltagskompetenz und Lebensökonomie
  • Interkulturelle Bildung
  • Politische Bildung
  • Soziales Lernen
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2024

ISBN

9783552073968

Umfang

202 Seiten

Medien

  • Buch