Ernst Peter Fischer: Die Verzauberung der Welt

Besprechung

Der renommierte Wissenschaftspublizist Fischer stellt eine These an den Anfang seines Buchs: Die modernen Naturwissenschaften haben zwar die Welt berechenbar gemacht, aber längst nicht entzaubert. So lässt sich beispielsweise die Endgeschwindigkeit eines frei fallenden Gegenstands ohne größere Anstrengung berechnen, die zugrunde liegende Gravitationskraft und ihr Ursprung in der Raumkrümmung ist jedoch für den Betrachter gleichwohl geheimnisvoll wie inspirierend. Folglich versteht Fischer den Begriff der Bildung auch als permanenten Prozess des Neuhinterfragens und kritisiert damit die gängige Praxis der Wissensvermittlung an den Schulen. Hier sollten anstatt der bloßen Fakten vielmehr das Staunen und die Neugier an den Zusammenhängen gelehrt werden, die die Welt im Innersten zusammenhalten. Fundiert und unterhaltsam führt Fischer, der Biologie, Mathematik und Physik studiert hat, weitere Beispiele aus den Naturwissenschaften an. Häufig zeigt er dabei auch Zusammenhänge zu Werken der bildenden Künste und vor allem der Literatur. Die zahlreichen Beispiele aus der Geschichte der Naturwissenschaft zeigen, welch lange Entwicklung und Irrwege so manche Erkenntnis von heute genommen hat. Fischer geht auch kritisch auf neueste Entdeckungen ein. Der Leser bekommt somit ein gutes Gefühl dafür, was wissenschaftliches Arbeiten damals und heute bedeutet. Das Buch ist in zehn Kapitel unterteilt, an deren Ende jeweils ein Exkurs steht. Viele Fragen werden hier aufgeworfen, aber nicht alle befriedigend beantwortet. Aber das könnte auch das Ziel dieses Buchs sein: Den Leser zu motivieren, sich neue Fragen über die ihn umgebende Welt zu stellen.„Die Verzauberung der Welt“ wird für naturwissenschaftlich interessierte Oberstufenschüler und -schülerinnen empfohlen, die einen philosophischen Blick über den Tellerrand der Schulphysik werfen wollen. Für angehende (und fertige) Naturwissenschaftslehrkräfte eine Quelle der Inspiration für den eigenen Unterricht.