Stefan Zweig: Angst
Besprechung
Gelangweilt von ihrem gleichförmigen Alltag beginnt Irene ein Liebesverhältnis mit einem jungen Pianisten. Eines Tages wird sie von einer Frau angesprochen, die sich als die verlassene Geliebte des jungen Mannes zu erkennen gibt und Irene beschimpft und erpresst. Mit dieser Szene setzt die Erzählung ein. Für Irene beginnt nun eine Zeit der Angst sowohl vor der Erpresserin als auch vor der Entdeckung ihres Verhältnisses. Es stellt sich heraus, dass sie trotz jahrelanger Ehe ihren Mann eigentlich kaum kennt und seine mögliche Reaktion auf ihren Ehebruch nicht voraussehen kann. Ihre Angst steigert sich immer mehr, ebenso wie die Scham über ihr verlogenes Verhalten. Gerade diese Beschämung hindert sie auch daran, ihrem Mann alles zu gestehen, obwohl ihr dieser durch Güte und Besorgtheit mehrfach Gelegenheit dazu zu geben scheint. Ihren Höhepunkt erreicht die Erzählung, als die Erpresserin Irenes Verlobungsring verlangt und auch erhält. Die abzusehende Entdeckung vom Fehlen des Schmuckstückes bedeutet für die gequälte Frau gleichsam die Erlösung aus ihrer unerträglichen Situation. Beinahe im letzten Moment verhindert ihr Mann einen Selbstmord Irenes und eröffnet ihr - wie auch dem Leser -, dass er selbst jene Frau, eine Schauspielerin, beauftragt habe, die Erpresserin zu spielen, um Irene zurückzugewinnen.
Didaktische Hinweise
Ehebruchsthematik in der Gesellschaft der Jahrhundertwende; Rollenbild der bürgerlichen Ehefrau; Analyse von seelischen Zuständen; Erzähltechnik: personale Erzählsituation, erlebte Rede, Wechsel von Innen- und Außensicht, Zeitraffung und -dehnung, Spannungsaufbau und -lösung
Gattung
- Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 12 bis 13Fächer
- Deutsch
Erscheinungsjahr
2003 (1920)ISBN
9783596104947Umfang
128 SeitenMedien
- Buch