Chimamanda Ngozi Adichie: Heimsuchungen. Zwölf Erzählungen
Besprechung
In diesen Erzählungen erfährt der Leser auf engem Raum eine ganze Menge über das Leben in Nigeria und das Leben afrikanischer Migranten in den USA. Das geschieht nicht in journalistisch-reportagehafter Weise, sondern sehr literarisch, denn wir erleben authentische Menschen mit ihren Wünschen, Hoffnungen und Enttäuschungen. Vielleicht ist die erste Geschichte des Bandes, „Zelle Eins“, die gelungenste: Am Beispiel eines verzogenen, hübschen Sohnes aus einer Akademikerfamilie (seine Schwester ist weit weniger hübsch, der Vater schwach, die Mutter dominant und vernarrt in den Sohn) werden Gewalt, Gesetzeslosigkeit, Korruption, Heuchelei auch unter den Eliten, Rassismus etc. thematisiert. Man liest atemlos und mitfühlend, bekommt aber auch Angst. Das Elend der Auswanderer, die sich nirgendwo zu Hause fühlen, die Träume von Amerika, die sich nicht verwirklichen lassen, die fatalen Lebensbedingungen in der Heimat, die einem dennoch fehlt, all das wird wie in einem Brennglas deutlich. Die Autorin wurde für ihren 2014 erschienenen Roman „Americanah“ hochgelobt, der vorliegende Erzählungsband erschien bereits 2012 und wurde von Reinhild Böhnke übersetzt.
Didaktische Hinweise
Unbedingt empfehlenswert, als Angebot in der Schulbibliothek, aber auch zur Bearbeitung in schriftlichen Hausarbeiten.Themenvorschläge: Analysieren Sie den Begriff „postkoloniale Literatur“ in Hinsicht auf die Erzählungen. Schreiben Sie kurze Interpretationen zu den einzelnen Erzählungen, in denen Sie zeigen, wie sehr die Individuen durch ihre Herkunft und ihre Umwelt bestimmt werden. Analysieren Sie die Erzählungen in Hinsicht auf die Fallstricke, die in Amerika lauern. Untersuchen Sie, was in den Erzählungen fremd und was vertraut erscheint.
Gattung
- Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher
Eignung
als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 11 bis 13Fächer
- Deutsch
Erscheinungsjahr
2016ISBN
9783596185979Umfang
300 SeitenMedien
- Buch
- E-Book