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Kirsten Boie: Man darf mit dem Glück nicht drängelig sein

Besprechung

Weil Mama kurzfristig zu einer Fortbildung muss, soll der geschiedene Papa einspringen und mit Anna (11), Magnus (7) und Linnea (4) in die Ferien fahren. Der wäre zwar lieber nach Ibiza geflogen, wie damals, als sie noch eine richtige Familie waren, aber schließlich ist das Ferienhaus in Schweden bereits gebucht. Doch die anfängliche Begeisterung der Kinder wandelt sich in Enttäuschung und Wut. Papa wäre nämlich eigentlich lieber bei Irene (genannt „das Weib“), seiner neuen Lebensgefährtin, die ein Kind von ihm erwartet. Als auch noch Friedrich (genannt „der Scheißkerl“), der Sohn von Irene, zu ihnen stößt, trifft er bei den Geschwistern auf eisige Ablehnung. Erst allmählich finden die Kinder Zugang zueinander und lernen, dass die neue Familie auch eine Bereicherung sein kann - und erleben einen letztendlich doch wunderschönen Sommerurlaub. Eine Erzählung voller Komplikationen und Turbulenzen, mit viel Situationskomik, witzigen Szenen und anekdotenhaften Situationen, ganz zu schweigen von den teils zum Brüllen komischen Dialogen in Kinder- und Jugendsprache (vor allem mit der kleinen Linnea, die auch als Titelfigur aus einigen Büchern für Kleinkinder bekannt ist). Kirsten Boie schafft es, sich richtig in die Gefühlslage und die Gedankengänge von Kindern und Heranwachsenden einzufinden. Auch sprachlich hat sie viel zu bieten. Teils in poetischer Sprache, mal in herrlich leichtem Ton, mal voller Wut und Trauer wird aus der Sicht der Identifikationsfigur Anna das Chaos innerhalb der Familie und in ihr selbst beschrieben. „Man darf mit dem Glück nicht drängelig sein“ ist still und einfühlsam, gleichzeitig aber von einer großen Trauer,Lust und Freude. Man kommt kaum aus dem Lachen heraus, wenn die kleine Linnea wieder einmal die ganze Welt für dumm erklärt. Man kann aber auch jederzeit mit Anna mitweinen, wenn sie sich wieder einmal ungeliebt oder überflüssig vorkommt. Man versteht, wie schwer es Friedrich fällt, zwischen allen Stühlen zu sitzen, mit dem, was Erwachsene schlicht als Patchwork-Familie bezeichnen. Im Buch finden sich wenige Rückblenden in die Zeit, als die Eltern noch nicht geschieden waren, sowie Tagträumereien Annas über das kärgliche Leben der Schweden, die vor langer Zeit auswandern mussten. Ansonsten ist die Geschichte linear chronologisch erzählt, mit Schwerpunkt auf die zwischenmenschlichen Beziehungen (Vater – Kinder – Stiefsohn). Ein Meilenstein der Kinder- und Jugendliteratur! Jedem Kind von etwa 9 bis 11 empfehlen. Auf jeder Seite der Erzählung finden sich zum Inhalt passende Vignetten/Stempelbilder von Jutta Bauer.

Didaktische Hinweise

Sehr gut geeignet- für die Klassen-/Schülerbücherei- als Ganzschrift- als Projekt „Kirsten Boie“ (eine der erfolgreichsten Autorinnen des Landes; Material hier) - als Vorlesebuch (Lehrkräfte)- um das Vorlesen zu Hause zu üben (Schülerinnen und Schüler)- einzelne Szenen nachzupielen- Stempelbilder zu gestalten (Kunstunterricht) - für eine Lektüre-Schulaufgabe (Beispiel als Anlage hier)

Gattung

  • Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 3 bis 5

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Kunst

Erscheinungsjahr

2005

ISBN

9783596805384

Umfang

172 Seiten

Medien

  • Buch