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Martin Becker: Die Arbeiter

Besprechung

Bei Martin Beckers Roman mit dem Titel „Die Arbeiter“ handelt es sich um einen autobiographischen Roman, in dem der mittlerweile 40-jährige Autor die Geschichte seiner Kindheit und Jugend in den achtziger- und neunziger Jahren erzählt. Martin Becker, das jüngste von vier Kindern, ist in einem einfachen Reihenhaus in Plettenberg aufgewachsen und stammt aus einer Arbeiterfamilie. Seine Eltern und seine körperlich und geistig beeinträchtigte Schwester Lisbeth, die von den Eltern adoptiert worden ist, weil ihr Kinderwunsch lange unerfüllt blieb, sind zum Zeitpunkt des Romans bereits verstorben. Auch der Autor selbst ist lange aus Plettenberg weggezogen und hat zusammen mit seiner Frau Katja einen gemeinsamen Sohn namens Findus. Aus der Rückschau erzählt Martin Becker die Geschichte seiner Familie. Es ist eine Geschichte über die Herkunft aus einfachen Verhältnissen, in der es dennoch intensive Glücksmomente gibt, besonders dann, wenn die Eltern die harte Arbeit hinter sich lassen und mit den Kindern in den Ferien an die Nordsee fahren, wo sie seit Jahren in einer Ferienwohnung mit schlichter Ausstattung (S. 15) Urlaub machen. Das Geld für den Urlaub hat der Vater mühsam übers Jahr hinweg in einer „kleinen Banktasche aus Leder“ (S. 16) zusammengespart. Trotz des kleinen Glückmoments, mit dem das Buch beginnt, wird aber schnell klar, der Rest des Lebens besteht aus Plackerei, oder, wie es der Vater formuliert: „Das Pech [klebt] wie Scheiße an den Fingern“ (vgl. S. 18). Der Alltag wird bestimmt von Geldmangel, schlechter Ernährung, Zigaretten, Alkohol und Krankheiten. All das belastet die Stimmung der Eltern. Für Gefühle ist wenig Platz. Der Vater ist oft überfordert, von dem ständigen Kampf um ein Mindestmaß an Wohlstand, immer wissend, dass trotz lebenslanger Schufterei am Ende doch immer die Bank gewinnt. Die Mutter selbst ist unter schwierigen Verhältnissen aufgewachsen. Der Kinderwunsch der Eltern gestaltet sich als schwierig. Uta stirbt bereits vor der Geburt, sie wird vom Autor in einem fiktiven Erzählstrang am Leben erhalten und bleibt, obwohl sie im Roman die enge Kleinstadt für verlässt und den Kontakt mit der Familie abgebrochen hat, immer ein Teil der Familie. Die adoptierte Lisbeth, die lebenslange Betreuung erfordert, bleibt das absolute Wunschkind der Eltern, auch wenn die Betreuung die Eltern an ihre Grenzen bringt. Auch Kristof, der viel ältere, stille und vernünftige Bruder, der die Familie schnell verlässt, bricht nie wirklich den Kontakt ab. Am Ende des Romans bleibt die tiefe und innige Verbundenheit der Familie, die den gesamten Roman prägt.

Didaktische Hinweise

„Die Arbeiter“ von Martin Becker eignet sich gut als Klassenlektüre, denn es handelt sich bei dem Roman nicht nur um ein berührendes Familienportrait, sondern der Roman gibt auch einen sehr intensiven Einblick in eine gesellschaftliche Klasse, in der die Lebenserwartung an den Bildungsgrad gekoppelt ist. Wie schwer es ist, sich aus diesem Milieu zu befreien, zeigt Martin Beckers eigene Biografie. Auch wenn er und seine Frau, die ebenfalls aus dem Arbeitermilieu stammt, als Eltern alles anders machen wollen, fallen sie, wie Martin Becker feststellt, immer wieder selbst in alte Verhaltensmuster zurück. Nichtsdestotrotz handelt es sich um einen Roman, den man mit sehr großer Empathie für die Figuren liest. 

Ausgehend von der Lektüre lassen sich folgende Themenbereiche vertieft zusammen mit den Schülerinnen und Schülern besprechen: Klassismus, Bildungschancen in Deutschland, Soziale Gerechtigkeit / Verteilungsgerechtigkeit, Ableismus, familiäre Muster und Prägungen.

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)

Das Buch eignet sich außerdem zur Besprechung im Sinne der Bildung für Nachhaltige Entwicklung, besonders unter dem Punkt Menschenwürde (8) und Weniger Ungleichheiten (10).

Gattung

  • All Age
  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft

FÜZ

  • Alltagskompetenz und Lebensökonomie
  • Familien- und Sexualerziehung
  • Kulturelle Bildung
  • Soziales Lernen
  • Werteerziehung
  • Politische Bildung

Erscheinungsjahr

2024

ISBN

9783630877402

Umfang

304 Seiten

Medien

  • Buch