mobile Navigation Icon

Gisella Pearl: Ich war eine Ärztin in Auschwitz

Besprechung

Gisella Perls Erinnerungen mit dem Titel „Ich war eine Ärztin in Ausschwitz“, die bereits 1948, drei Jahre nach ihrer Befreiung aus Bergen-Belsen, in New York auf Englisch erschienen sind, gehören zu den unmittelbarsten Zeugnissen der Shoah. Gisella Pearl war damals zusammen mit ihrem Mann, ihrem Sohn, ihren Eltern und ihren Geschwistern (von denen keiner überlebt hat) im Mai 1944 zusammen mit fast einer halben Million Juden aus Ungarn nach Ausschwitz-Birkenau deportiert worden. Dort arbeitete sie zusammen mit anderen jüdischen Ärztinnen und Helferinnen in der Krankenbaracke des Teillagers B II c, die vor allem der Seuchenprävention dienen sollte. Obwohl auch hier Selektionen vorgenommen wurden, konnten sich dort einzelne weibliche Häftlinge durch die Mithilfe von Giesella Perl kurzzeitig erholen, verstecken oder mittels gefälschter Diagnosen vor der Selektion bewahrt werden. Besonderes Augenmerk liegt in dieser Dokumentation auf schwangeren jüdischen Frauen. Um schwangere Frauen vor dem Tod zu bewahren führte Gisella Pearl nachts heimlich Abtreibungen durch, bis der Lagerarzt Josef Mengele 1944 die offizielle Anweisung gab, dass Schwangere nicht mehr automatisch ermordet werden, sondern die Schwangerschaft abgebrochen werden sollte. Mengele führte in dieser Zeit auch medizinische Experimente an entbundene Frauen durch. Die Erzählung Perls, die sich in der Hollywood-Verfilmung  „Out of Ashes“ (2003) vor der Einwanderungsbehörde in New York für ihre Handlungen im Frauenlager von Auschwitz-Birkenau rechtfertigen musste, da ihr Kollaboration mit den Nazis vorgeworfen wurde, zeigen auf eindrückliche Art und Weise die moralische Gratwanderung, denen die Ärzte und Ärztinnen in Auschwitz ausgeliefert waren. 

Didaktische Hinweise

Gisella Perls Erinnerungen sind ein verstörendes Zeugnis, das die Schicksale schwangerer jüdischer Frauen im nationalsozialistischen Lagersystem dokumentiert. In den episodenartigen Kapiteln erinnert sich Gisella Pearl an einzelne Patientinnen und gibt ihnen somit nicht nur einen Namen, sondern auch ihre Individualität zurück. Eine von der Lehrkraft begleitete Lektüre einzelner Kapitel (Episoden) zusammen mit den Schülerinnen und Schülern im Unterricht ist sicherlich erhellend, um diesen einen authentischen und unmittelbaren Eindruck von den damaligen Verhältnissen zu vermitteln. Die Lektüre der ausführlichen Einführung, die in der deutschen Ausgabe Pearls Erinnerungen vorangestellt wurde, ist ebenfalls lohnenswert, da hier einzelne Aspekte wie z. B. die Arbeitsbedingungen der Häftlingsärzten und -ärztinnen in Auschwitz-Birkenau, die Situation von schwangeren Frauen oder die Rolle Josef Mengeles ebenso thematisiert und historisch aufgearbeitet werden wie die Bedeutung von persönlichen Memoiren für die Geschichtsschreibung.

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Politik, Gesellschaft
  • Geschichte, Archäologie
  • Biografien, Autobiografien, Porträts

Eignung

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Geschichte
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft

FÜZ

  • Politische Bildung
  • Soziales Lernen
  • Kulturelle Bildung
  • Interkulturelle Bildung

Erscheinungsjahr

2020

ISBN

9783737411547

Umfang

192 Seiten

Medien

  • Buch