Mechthild Gläser: Die Worte des Windes
Besprechung
Gibt es das geheime Atlantis wirklich? Und gibt es Wetterhexen, die an diesem sagenumwobenen Ort leben und darauf spezialisiert sind, das Wetter auf der Erde in all seinen Facetten herzustellen – zu kochen und zu mixen? Und sind es diese Wetterhexen, die uns Menschen helfen können, dem Klimawandel Herr zu werden? — Die Wetterhexen scheinen an ihre Grenze gestoßen zu sein. Ihr Ehrencodex, die Menschen vor den „Anderen”, den extremen Stürmen, zu schützen, gerät ins Wanken. In Mechthild Gläsers fantasievollem Jugendroman vereinen sich fantastische Wesen und Menschen. Prinzessin Undina Severina Mare ist die jüngste Tochter der Herrscherin von Atlantis, jener sagenumwobenen Stadt auf dem Meeresgrund. Seit vier Jahren befindet sie sich allerdings auf der Flucht vor ihrer eigenen Mutter, der Königin. Die Menschengestalt bietet ihr die Möglichkeit, sich vor den Häschern ihrer Mutter – als die 16jährige Robin getarnt – zu verstecken. Denn sie hat als Zwölfjährige einen großen Fehler begangen, den ihr die Mutter nicht verzeihen kann: Sie hat die Königin ihrer Macht, dem Amulett der Winde, beraubt und das Orakel aus dem Gefängnis von Atlantis befreit. Seither muss die Mutter um ihre Macht fürchten. Und dann droht noch von unerwarteter Seite weitere Gefahr – auch für die Menschen. Jemand hat die Donnerdrachen angelockt. Diese bedrohen die Menschen, denn sie kommen zusammen mit den „Anderen”. Als Robin in der realen Welt auf einen solchen Donnerdrachen stößt, kann sie sich nur retten, indem sie nach vier Jahren wieder ihre Hexenkräfte zu Hilfe nimmt. Eigentlich wollte sie diese nie mehr nutzen, um ihre Tarnung als Mensch nicht zu gefährden. Aber ihr scheint eine wichtige Aufgabe zuzukommen, wie es einst das Orakel vorhergesagt hat. Und sie fühlt sich nach wie vor dem Ehrencodex der Wetterhexen, die Menschen zu schützen, verpflichtet. Dieser Verantwortung stellt sich Robin nun, auch wenn sie damit Gefahr läuft, von ihrer Mutter doch noch gefunden zu werden. Hilfe bekommt sie durch den Sturmjäger Aaron, der an ihrer Seite kämpft und der in Robin Gefühle weckt, die ihr bislang unbekannt waren. Doch frisch verliebt muss sie feststellen, dass Aaron sie an ihre Mutter verraten hat. Auch in diesem Punkt sollte das Orakel also recht behalten: „Traue niemandem, Undina Severina Mare!” — Wie kann es ihr nun gelingen, die Menschen und das Klima zu retten und natürlich auch sich selbst? Eine schwere Aufgabe liegt vor ihr.
Didaktische Hinweise
Mechthild Gläser erschafft in ihrem Jugendroman eine detailreiche, äußerst fantasievolle Parallelwelt, in der Wetterhexen das Wetter, welches auf unserem Planeten herrscht, zusammenbrauen — und das seit Urzeiten. Aber der Klimawandel und andere mysteriöse Ereignisse bringen die erfahrenen Wetterhexen an ihre Grenzen. Der Autorin gelingt es, den Leser zu fesseln und in ihre ausgeklügelte Unterwasserwelt mitzunehmen. Man ist gebannt und fiebert mit Robin und Aaron mit. Gelingt es ihnen, das Böse zu bekämpfen und den Menschen zu helfen? Denn nebenbei haben sich diese natürlich auch ineinander verliebt. Und so verwebt Mechthild Gläser in ihrem Roman auch Themen wie Liebe und Vertrauen, Mut und Ehrgeiz, und zeigt anhand einiger Nebenfiguren, dass jeder seine Kräfte bestmöglich einsetzen kann — auch wenn diese nicht magisch sind.
Der Jugendroman entführt in seiner äußerst bildreichen Sprache in eine magische Unterwasserwelt. Der Leser kann sich diese ausmalen und Teil dieser faszinierend schönen Umgebung werden. Die Vorstellung, als Mensch — Und das sind die Wetterhexen auch unter Wasser, denn sie benötigen Sauerstoff. — in den Straßen von Atlantis mit seinem ausgeklügelten Belüftungssystem umherzugehen, reißt den Leser mit. Dass sogar Dinge wie Internet und Smartphone in dieser Parallelwelt angekommen sind, verleiht dem Jugendroman Aktualität und kann dadurch junge Leserinnen und Leser sicher besonders ansprechen. Für die Eindämmung des Klimawandels bietet zwar auch Frau Gläsers Roman keine Lösung. Auf sensible Weise wird dieses Umweltproblem aber thematisiert, was sicherlich zum Nachdenken und zum Handeln anregt und ein grundsätzliches Bewusstsein für diese Problematik schafft. Ein lesenswertes, fesselndes Jugendbuch, vor allem für Mädchen. Aufgrund des hohen Seitenumfangs von 462 Seiten ist das Buch aber nicht als Klassenlektüre geeignet. Auch fühlen sich eventuell Jungen weniger von dem Buch angesprochen, obwohl es den männlichen Protagonisten Aaron gibt. Sicherlich ist das Buch aber geeignet, vorwiegend weibliche Leserinnen in die zauberhafte Fantasiewelt mitzunehmen: Ein magisches Leseabenteuer kann zum Schmökern verführen.
Gattung
- Romane
Zielgruppe
Jugendliche - vorwiegend MädchenEignung
für die Schulbibliothek empfohlenAltersempfehlung
Jgst. 6 bis 9Fächer
- Umwelterziehung
FÜZ
- Werteerziehung
Erscheinungsjahr
2020ISBN
9783743204560Umfang
462 SeitenMedien
- Buch