Cece Bell: El Taubinio

Besprechung

Die fröhlich beginnende Graphic Novel bekommt schon nach kürzester Zeit eine dramatische Wendung: Die vierjährige Cece Bell erleidet eine Hirnhautentzündung und verliert infolgedessen ihren Hörsinn. In den USA der Siebzigerjahre bekommt das Mädchen zwar ein Hörgerät, es bleibt für sie aber zunächst schwer, ihre Mitmenschen zu verstehen. Häufig kommt es zu Missverständnissen, weil Cece die anderen wie unter Wasser hört. In einer speziellen Vorschule für Gehörlose erhält sie Unterstützung durch eine Schulbegleiterin und lernt dort, dass sie nur durch die Kombination aus dem Ton im Hörgerät und der Beobachtung der Lippenbewegungen der Sprechenden das Gesprochene rekonstruieren kann. Das kluge Mädchen lernt auf diese Weise, dass es für das Verständnis des Gesagten nicht förderlich ist, wenn alle gleichzeitig reden, der Sprecher die Hand vor den Mund hält, im Dunklen gesprochen wird, der Sprechende einen Bart trägt, wenn geschrien wird oder übertriebene Mundbewegungen gemacht werden. Alles ändert sich für sie mit dem Umzug in eine andere Stadt, in der sie auch eine Regelschule besucht. Zum Gamechanger wird für sie der Einsatz eines neuen Hörgeräts, dem Phonic Ear. Mit dem hört sie viel besser, da die Lehrkraft ein Mikrofon umhängt und der Ton so direkt zu Cece übertragen wird. Ein Nachteil ist, dass sie sichtbare Kopfhörer in die Ohren stecken muss und das Gerät so groß ist, dass sie es unter ihrer Kleidung zu verstecken versucht. Cece erlebt sich durch ihre Andersartigkeit während ihrer ganzen Schulzeit immer wieder wie in einer Blase, die dafür sorgt, dass sie sich einsam fühlt. Sie schließt trotzdem auch Freundschaften zu anderen Mädchen, aber nicht jedes Kind versteht sie bzw. lässt sich auf sie ein: Laura kommandiert sie nur herum, Ginny ist zwar viel netter, glaubt aber laut und langsam mit ihr sprechen zu müssen. Als sie es ihr endlich traut zu sagen, zerbricht die Freundschaft. Ein jüngeres, unbefangenes Nachbarsmädchen und vor allem ein neuer Junge in der Nachbarschaft, den sie unheimlich süß findet, sind ihre neuen Bezugspersonen. Trotzdem erlebt sie immer wieder für sie belastende Situationen, z. B. als die anderen Mädchen bei einer Übernachtungsparty Fernsehen schauen und sich köstlich amüsieren oder ihre Mutter sie in einen Kurs für Gebärdensprache zwingt. Immer dann hilft ihr die Vorstellung, sich in ihr Alter Ego El Taubinio, den Superhelden, zu verwandeln und die Situation entsprechend selbstbewusst zu meistern. Superkräfte verleiht ihr ihr Phonic Ear, denn sie kann alles hören, was die Lehrkräfte, die das Mikrofon umhängen haben, tun, auch wenn sie nicht mehr in der Klasse anwesend sind. Lange behält sie diese „Superkraft” für sich, doch um den Nachbarsjungen Mike zu imponieren, nutzt Cece das Gerät, um der Klasse in der Abwesenheit der Lehrerin eine unbeschwerte Freistunde zu bescheren und wird dadurch wirklich zur Heldin, zumindest für Mike.